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S. > -38,

Das waren die einzigen Worte, die Aoi noch irgendwie wahrnehmen konnte, bevor er dann auf die Knie gesunken war und dabei aussah, als wäre er in Trance gefallen.

Aoi spürte ein leichtes Zerren, welches ihn zusammenzucken ließ und er erschrocken in Kanae’s fast schon flehendes Gesicht blickte.

Warum war alles nur so grausam?

Warum quälte man sich gegenseitig?

Es war so und man konnte nichts mehr rückgängig machen. Aoi reizte es schon seit er Kanae kannte, mit ihr zu schlafen. Jetzt, wo er die Gelegenheit dazu hatte, bekam er Angst davor und doch ließ er es einfach zu, sich mit dem Mädchen, welches ihm eigentlich gar nicht gehörte, einzulassen - weil sie es so wollte?

Nein, es waren auch insgeheim seine schmutzigen Gedanken…

Angst vor den Fehlern, brachte die Zeit zum stehen.

Dieses grausame Stück Ewigkeit fühlte sich auf der Haut wie tausend Nadelstiche an.

Die Tatsache, dass es irgendwann trotzdem so gekommen wäre, würde sogar ein schlafendes Kind zum Weinen bringen.

Der innere Schrei um Vergebung verstummte.

Die wahren Gefühle erstarben für Sekunden in diesem Moment der Extase.

Kann man es je wieder rückgängig machen?

Ein Gedanke, der gerade nicht existierte.

Ein Gedanke, der jedoch wiederkehrte, als alles vorbei war…

 

"Wenn du da warst, dachte ich, sicher zu sein…".

"Ich habe es getan, weil ich es wollte.".

Sagte Kanae, die dann neben Aoi im Gras lag und in die Baumkronen starrte.

"…du hättest es nicht tun sollen. Es war in Ordnung, so wie es bisher war." meinte Aoi, der sich damit abmühte, seine Klamotten zu richten.

"Ich weiß, dass es eigentlich falsch war. Aber wir können es nicht mehr ändern. Jetzt nicht mehr." seufze Kanae, die Aoi’s Beispiel folgte und anschließend einen Moment lang inne hielt. "Wir können nur schweigen." fuhr sie dann fort und sah dabei Aoi an.

Er war erschrocken über ihre Worte, auch wenn sie wahr waren.

"Du stellst es dir so unglaublich leicht vor, auch wenn du recht hast." meinte er nur und griff mit einem Zittern in der linken Hand nach der von Kanae.

"Viel lieber würde ich jetzt mit einem Lächeln sagen, schwamm drüber. Aber das kann ich nicht. Damals hätte ich das hier gerne getan, heute hatte ich einfach nur Angst davor. Ich hatte einfach nur Angst…" sagte Aoi leise und senkte dabei seinen Kopf.

Er wünschte sich, diese Last, die er jetzt mit sich herumtrug, einfach abzuwerfen.

Er konnte es aber nicht und Kanae ebenso.

Sie hatten beide Schuld und das wussten sie.

Ihr Herz wurde schwer und es schmerzte in der Brust, als sie dann wieder in der Ginza waren und vor Reita standen, der die beiden nur wütend ansah.

"Ihr habt mich einfach alleine gelassen. Ihr habt mich einfach hier alleine gelassen. Ich musste mit den Reportern, die dann aufgetaucht sind, diskutieren, damit sie endlich aufhören, mich zu filmen. Wisst ihr beiden eigentlich, was das für einen Eindruck hinterlässt? Das glaube ich nicht." fuhr Reita die beiden an.

"Es tut mir leid, es war meine Schuld, Reita." sagte Kanae und sah Reita dabei an.

"Mir tut es auch leid, dass ich überhaupt mitgekommen bin. Das nächste Mal soll Ruki gefälligst selber seinen Arsch bewegen. Wie soll man auf dich aufpassen, wenn du einfach abhaust?" meinte Reita genervt und griff nach einer der voll bepackten Einkauftüten, während er die andere zusammen mit Aoi und Kanae stehen ließ.

Kurze Zeit später hatte man auch die restlichen Einkäufe erledigt und stand nun endlich wieder im eigenen Haus, in dem es , bis auf den laufenden Fernseher im Wohnzimmer, relativ still war. Kanae suchte nicht erst nach Ruki, sondern verschwand sofort im Bad, während Aoi und Reita den Gang in die Küche machten.

Aus dem Wohnzimmer tat sich nach wie vor nichts.

"Warum ist es so still hier?" fragte Aoi erstaunt und schlich sich anschließend ins Wohnzimmer. Auf der Couch lag Ruki, dessen Hemd, welches er trug, offen war und somit seine nackte Brust entblößte, während seine Hose an ihm hing, wie ein Sack und sein Hosenstall war offen. Aoi schüttelte lächelnd seinen Kopf, auch wenn ihm nicht danach war und verschwand wieder zu Reita in der Küche.

"Ruki pennt auf der Couch. Allerdings sieht er so aus, als hätte er wilden Sex gehabt." grinste Aoi, der sich einem der Einkauftüten widmete und die ausräumte.

"Höchst wahrscheinlich mit einer seiner Hände." meinte Reita und schüttelte grinsend seinen Kopf.

"Vielleicht." sagte Aoi leise. Natürlich versuchte er, sich nichts anmerken zu lassen. Aber wahrscheinlich würde dieses "Schweigen", welches Kanae meinte, auch nicht für ewig halten. Denn irgendwann würde es zu sehr in der Brust schmerzen.

"Was ist denn mit dir los? Sag bloß, du nimmst das von vorhin ernst?" fragte Reita nur etwas verwirrt und rempelte Aoi etwas an.

"Nein, natürlich nicht. Ich kann schon verstehen, dass du sauer bist." meinte Aoi und räumte anschließend einige Sachen in den Kühlschrank.

"Ich bin nicht sauer. Ich fand es nur nicht okay, dass ihr ohne ein Wort abgehauen seid. Wo seid ihr überhaupt gewesen?" fragte Reita nur und sah Aoi abwartend an, der plötzlich grinsen musste.

"Wer hat denn diese Vorratsschachtel gekauft?" grinste Aoi und warf Reita eine schwarze Schachtel zu.

"Jemand klaut immer die aus dem Badezimmer." bemerkte Reita nur, als er auf die Kondomschachtel starrte und diese dann anschließend auf den Küchentisch legte.

"Wer klaut Kondome aus dem Badezimmer? Soweit ich weiß, hat jeder seinen eigenen Vorrat." sagte Aoi und wirkte dabei etwas verwirrt.

"Mir soll es egal sein, ich brauch so’n Kram nicht und wenn, wozu hat man Mitbewohner, die so etwas haben?" meinte Reita und widmete sich weiter den Einkäufen.

Währenddessen kam Kanae wieder aus dem Badezimmer heraus und hörte Reita nur lachen, während Aoi irgendetwas sagte, was Kanae aber nicht verstand.

Weiteres Interesse daran, was Aoi und Reita in diesen Moment machten, hatte Kanae allerdings nicht. Ihr Blick fiel sofort ins Wohnzimmer und auf die Couch, auf der Ruki lag und schlief. Kanae lächelte, als sie ihn so liegen sah - und alle Gedanken, an das, was vorhin passiert war, waren verflogen…jetzt zumindest.

Vorsichtig schlich sich Kanae an die Couch heran und blickte direkt in Ruki’s schlafendes Gesicht. Er wirkte wie ein Engel, doch der Gedanke daran, dass er eigentlich keiner war, brachte Kanae erneut zum Lächeln.

Sie beugte sich über Ruki, konnte dabei deutlich das Heben und Senken seines Brustkorbs beobachten.

"Ruki." sagte Kanae leise, doch Ruki reagierte überhaupt nicht.

"Ruki." wiederholte Kanae, die sich nun hinkniete und vorsichtig mit den Fingern über Ruki’s Brust streichelte. Sofort machte sich Gänsehaut bemerkbar und Ruki stöhnte auf, ohne dabei die Augen zu öffnen.

"Hey, ich bin zu Hause." sagte Kanae dann, aber irgendwie schien das Ruki gar nicht wahrzunehmen. Stattdessen kehrte Ruki ihr den Rücken zu und schlief weiter.

Kanae fand es schon seltsam. Vorhin wollte er sie sofort wieder zu Hause haben und nun, wo sie da war, reagierte er gar nicht darauf.

"Ruki, ich bin wieder zu Hause." wiederholte Kanae, doch erneut hörte sie Ruki nur aufstöhnen und konnte ihn dabei beobachten, wie er sich wieder auf den Rücken drehte. Nun bemerkte Kanae auch seinen offenen Hosenstall, dennoch dachte sie sich nichts dabei und versuchte, vorsichtig diesen zu schließen.

"…ich will jetzt nicht…Izumi." murmelte Ruki nur und genau diese Worte machten Kanae stutzig. "…später…" murmelte Ruki weiter und verschränkte dabei die Arme.

Was er eben sagte schien er wohl selbst gar nicht wahrzunehmen.

Kanae verwirrte es trotzdem.

"Ruki, jetzt wach schon auf!" sagte Kanae etwas lauter und Ruki riss erschrocken die Augen auf und sah nur in Kanae’s Gesicht, als sich diese wieder über ihn gebeugt hatte.

"Ihr seid schon wieder da?" bemerkte Ruki erschrocken. Kanae nickte bloß, ohne ihm ein Lächeln entgegenkommen zu lassen.

"Ich kann auch gerne wieder gehen." meinte Kanae und rückte von Ruki weg, als er sich aufrichten wollte. Er schüttelte seinen Kopf, griff dabei nach Kanae’s linker Hand und zog sie zu sich heran.

"Nein, du bleibst hier." sagte Ruki und zog Kanae weiter zu sich heran, sodass sie nun regelrecht auf ihm lag.

"Wo sind die anderen?" fragte Kanae dann auch schon, die mit ihren Fingerspitzen kleine Kreise auf Ruki’s Brustkorb zog.

"Sie sind alle ausgeflogen." antwortete Ruki und starrte dabei unentwegt auf Kanae’s Mund, den er dann prompt mit seinem berührte.

"Du hast dir die Zähne geputzt." bemerkte Ruki dann lächelnd und sah Kanae nur nicken.

"Bis zu drei Mal am Tag sollte man das tun." meinte sie nur und räusperte sich kurz.

"Ist Izumi auch weg?" fragte Kanae, obwohl Ruki doch sagte, dass keiner weiter da ist.

"Sie musste plötzlich etwas Geschäftliches erledigen und kommt heute Abend wieder." erklärte Ruki.

"Geschäftlich also.".

Kanae sah Ruki trotz dessen skeptisch an.

"Du musst sie ja sehr mögen, wenn du schon im Schlaf von ihr redest. Sie ist ja auch eine klasse Frau und man sieht ihr das Alter auch nicht an. Sie hat bestimmt den ein oder anderen Verehrer." meinte Kanae, die an Ruki vorbei zur Terrassentür sah. Für

Ruki klangen ihre Worte beinahe so, als hätte Kanae bereits eine Vorahnung auf das, was er getan hatte.

 

"Ich kenn sie auch schon sehr lange." sagte Ruki und starrte dabei an die Zimmerdecke.

"Ich geh baden." bemerkte Kanae bloß und ging von Ruki runter. Sie drehte sich auch nicht noch einmal zu Ruki um, bevor sie sein Zimmer betrat und eine ganze Weile darin verschwunden war. Als Kanae dann endlich wieder aus dem Zimmer kam, stand Ruki auch schon vor ihr und drückte sie gegen die Zimmertür.

Er sah sie einfach nur schweigend an, bevor sie einfach küsste und seine Hüften fest gegen ihr presste, um Kanae ganz nah bei sich spüren zu können.

"Alles in Ordnung?" fragte Kanae, als Ruki dann von ihr abgelassen hatte.

Er grinste bloß "Ich hatte Sehnsucht nach dir." und verschwand im Badezimmer.

Aus der Küche konnte man immer noch Reita und Aoi hören.

Kanae machte es etwas stutzig, was die beiden so lange in der Küche trieben.

"Hey, ihr beiden Hübschen. Was macht ihr denn noch in der Küche?" fragte Kanae auch schon, als sie in der Küchentür stand und die Jungs lediglich rauchend am Küchentisch sitzen sah.

"Rauchen." bemerkte Reita, der mit seiner Zigarette über Aoi’s Kopf umherfuchtelte.

"Das könnt ihr doch auch im Garten. Draußen ist schönes Wetter." meinte Kanae, die in die Küche kam und das Fenster aufriss, um frische Luft herein zu lassen. Als Kanae dann aus dem Fenster sah, entdeckte sie Kai, der ihr mit einem breiten Grinsen gewunken hatte.

Im selben Moment spürte Kanae schon einen heftigen Schlag auf den Hintern, der sie erschrocken auffahren ließ und sie sich zu Reita und Aoi umdrehte.

"Habt ihr sie nicht mehr alle? So etwas tut doch weh." jammerte Kanae und hörte Reita nur lachen, während Aoi nur mit dem Finger auf ihn zeigte.

"Er war’s." sagte er und schon hatte Kanae Reita am Schlafittchen und verpasste Reita eine Kopfnuss. "Meinetwegen kannst du ja Aoi den Hintern versohlen, Reita. Aber nicht mir." grinste Kanae, die nur Reita’s aufgesetzte Unschuldsmiene sah.

"Nun guck mich nicht so an." sagte Kanae dann und streichelte trotzdem über Reita’s Haar. "Du wolltest baden gehen, stimmt‘s?" fragte Reita, der schon wieder frech grinste und aufgestanden war. Wenn man ihn so vor sich stehen sah, bemerkte man erst, wie groß er doch eigentlich aussah.

Kanae nickte und schon hatte Reita sie gepackt. "Ich helfe dir gerne dabei." meinte er nur und schleppte Kanae aus der Küche in das Wohnzimmer .

"Reita, lass das!" plärrte Kanae und schlug gegen seine Brust, aber es tat nicht weh.

"Nö." grinste er und schleppte Kanae, die auf seinen Armen zappelte, in den Garten.

"Reita." jammerte Kanae und sah ihn flehend an. Doch im selben Moment spürte Reita einen unsanften Stoß und fiel zusammen mit Kanae und samt Klamotten in den Pool. Nicht, dass das Wasser unbedingt kalt war, aber man erschrak im ersten Moment doch.

"Jetzt seid ihr beide nass." lachte Aoi, der am Poolrand stand und Reita, sowohl Kanae beobachtete.

"Heute Nacht schläfst du definitiv in deinem Bett." sagte Reita, der aus dem Pool kam. Seine Klamotten klebten an ihm und irgendwie sah es lustig aus.

"Da schläft Izumi schon drin." erwiderte Aoi, der etwas Abstand von Reita nahm.

"Dann schläfst du eben auf der Couch." sagte Reita dann, der sich Aoi unauffällig näherte.

"Das werden wir ja sehen." grinste Aoi und verschränkte seine Arme. "Ich für meinen Teil werde mich jetzt erst einmal umziehen gehen." fügte er anschließend hinzu, bis er dann auch schon von Reita an den Oberarmen gepackt wurde und in den Pool geschubst wurde.

Kanae, die sich am Poolrand angelehnt hatte, lachte.

"Oh, je. Jetzt bist du pudelnass geworden." grinste sie, als sie Aoi, dem nasse Haarsträhnen im Gesicht klebten, ansah.

"Haha." bemerkte Aoi bloß und bewegte sich aus dem Pool, während Reita sich kaum noch vor Lachen auf den Beinen halten konnte.

"Gott, siehst du blöd aus." lachte Reita, der von Aoi auch schon in die Mangel genommen wurde.

"Wir werden ja sehen, wer hier blöd aussieht." meinte Aoi und kitzelte Reita aus.

Selbst Kanae konnte sich das Lachen bei diesem Anblick nicht verkneifen.

Was ist denn hier los?" fragte Ruki, der in den Garten kam und Aoi, sowie Reita nur an sich vorbeirennen sah. Sie lachten wie kleine Kinder beim Hasche spielen.

"Willst du auch nass werden, Ruki?" grinste Kanae, die Ruki auch sofort nass gespritzt hatte. Im Moment war alles so unbeschwert und frei von allen Sorgen.

Konnte es denn nicht immer so bleiben?

 

Tage später…

Es war ein schwülwarmer Julitag und jeder ging seinen Beschäftigungen nach.

Ruki und die Jungs waren auf Aufforderung des Managements ins Studio gegangen, während Kanae auf der Couch saß und fern sah und Izumi sich im Garten aufhielt.

Nichts hatte sich bisher geändert - weder Ruki, noch Izumi oder Kanae, sowie Aoi kamen mit der Wahrheit raus. Man schwieg einfach, so wie es Kanae gesagt hatte.

Man schwieg über Dinge, die man jedoch wohl besser ans Licht bringen sollte, bevor es anders herauskommen würde. Vielleicht würde es dann auf eine Art und Weise herauskommen, wie man es vielleicht gar nicht wollte.

Doch im Endeffekt blieb es bei jedem selbst, sich der Wahrheit gegenüberzustellen.

Dem einen fällt es wahrscheinlich leichter, während dem anderen vielleicht unglaublich schwer fällt. Das Leben ist nicht einfach, schon gar nicht dieses Leben, welches die Jungs von Gazette und Kanae lebten…

"Willst du etwas essen?" fragte Izumi, die ins Wohnzimmer trat und Kanae dabei beobachtete, wie sie an ihrem Colaglas nippte.

"Nein, danke. Wenn du Hunger hast, kannst du dir etwas machen. Ich werde vielleicht später etwas essen." bemerkte Kanae nur teilnahmslos und starrte weiterhin auf den Fernsehbildschirm.

"Kanae, würdest du mir mal bitte zu hören?" fragte Izumi plötzlich und ließ sich neben Kanae auf der Couch nieder. Sie brachte es schon seit Tagen um den Schlaf. Die Sache mit Ruki bereute sie schon zu sehr, aber sie hatte einfach nur Angst davor, sich jemandem anzuvertrauen. Zu wem sollte sie schon gehen können?

Lieber kam sie mit wahren Tatsachen, als diese weiterhin in sich hineinzufressen. Man kann es verdrängen, aber nicht vergessen - es holt einen wie ein Fluch, von dem man einfach nicht mehr loskommt, immer wieder ein.

Man kommt davon einfach nicht mehr los - vielleicht würde die Wahrheit dann dieses Schweigen brechen.

"Was gibt’s denn?" entgegnete Kanae, ohne Izumi dabei anzusehen.

"Sieh mich bitte an." forderte Izumi, die nach der Fernbedienung griff und den Fernsehen ausschaltete. Kanae stöhnte genervt und drehte sich widerwillig in Izumi’s Richtung.

Kanae fühlte sich, seit Ruki in ihrer Gegenwart im Schlaf von Izumi gesprochen hatte, seltsam. Vorher war es nie so angenehm und innerlich ahnte Kanae schon Böses. Aber sie äußerte ihre Gedanken nicht, in der Hoffnung, sie würden sich nie bewahrheiten. Sie war gerade so glücklich damit, dass zwischen ihr und Ruki alles in Ordnung war, da wollte sie nicht wieder alles kaputt machen - man darf hin und wieder kleine Geheimnisse für sich behalten, das dachte Kanae jedenfalls bis jetzt.

"Dann red doch endlich? Was ist denn eigentlich in den letzten Tagen mit dir los?" fragte Kanae dann nur und griff wieder nach ihrem Colaglas, an dem sie dann erneut nippte.

Wie sollte Izumi es aber in Worten fassen? Sie wusste in diesem Moment überhaupt nicht, wie sie es Kanae beibringen sollte, dass sie mit Ruki geschlafen hatte.

Ihr war es immer noch unbegreiflich, wie das eigentlich passieren konnte.

Er war viel jünger als sie, war der Sohn einer Freundin und ein sehr guter Freund ihres Sohnes.

Das alles schien Izumi schon gar nicht mehr normal - weil es einfach nicht normal war?

"Weißt du…" stammelte Izumi, die nervös auf der Couch hin und herrückte, bis sie letztendlich wieder aufgestanden war und angefangen hatte, im Wohnzimmer hin und her zu laufen.

Kanae lachte plötzlich. "Du tust irgendwie, als hättest du ein Verbrechen begangen.".

"Vielleicht habe ich das ja auch." sagte Izumi nur, die Kanae dabei beobachtete, wie diese mit dem Glas in den Händen aufgestanden war und ständig daran nippte.

"Und wenn schon? Wir sind doch alle keine Unschuldslämmer und so schlimm wird es nicht sein. Du brauchst sicher nur jemanden, mit dem du dich darüber unterhalten kannst, stimmt‘s? Mit mir hat das sicherlich nichts zu tun." lachte Kanae dann. Sie schien Izumi in diesen Moment gar nicht ehrlich zu nehmen. Sie erkannte nicht einmal die Situation, in der sie sich eigentlich befand. Sie schloss ihre Augen davor.

"Und was, wenn doch?" fragte Izumi nur und trat näher an Kanae heran, die sie nur verwirrt und gleichzeitig doch lächelnd ansah.

"Wie meinst du das?" entgegnete Kanae. Sie hatte mit einem Mal so ein schweres Herzklopfen und sie wünschte sich gerade nichts sehnlicher, als Ruki neben sich stehen zu haben, der sie davor beschützen konnte, wenn Kanae drohte, in ein schwarzes Loch zu fallen. Sie hatte plötzlich so große Sehnsucht nach Ruki - sie wollte ihn ganz nah bei sich spüren und das Gefühl haben, jetzt nicht alleine zu sein.

"Was würdest du tun, wenn ich dir sage, dass es doch etwas mit dir zu tun hat?" fragte Izumi und riss Kanae schlagartig aus den Gedanken. Kanae hatte jedoch Izumi’s Frage gut genug verstanden, um nicht nachfragen zu müssen.

Am Glas nippend zuckte Kanae mit ihren Schultern.

"Solange du mir nicht versuchst weiszumachen, du hättest mit Ruki geschlafen, soll mir alles egal sein." meinte Kanae dann und starrte in Izumi’s Augen, die schlagartig größer wurden und sich mit Tränen füllten. Es war wie ein Faustschlag ins Gesicht.

Izumi schwieg und dieses Schweigen zog sich in die Länge, dass es fast schon gar nicht mehr auszuhalten war.

"Du sagst ja gar nichts mehr. Stimmt etwas nicht?" fragte Kanae, die nun auch immer unsicherer wurde, als sie Izumi dabei beobachtete, wie diese ihren Kopf senkte und dabei wie ein eingeschüchtertes Mädchen wirkte.

"Ich weiß auch nicht, warum ich es getan habe." begann Izumi und hob rasch ihren Kopf wieder. Ihr rannen bereits Tränen über die blassen Wangen. Es ließ Izumi so zerbrechlich erscheinen, dass man sie überhaupt nicht mehr anfassen vermochte.

"Vielleicht ist es der Streit mit meinem Mann, der mich diese Fehler begehen lässt. Nur, weil ich Sex mit meinem Chef hatte, weil er mir damit gedroht hatte, mich zu feuern, wenn ich es nicht tun würde. Mein Mann glaubt mir natürlich nicht, wir haben gestritten und jetzt will er sich scheiden lassen. Ich weiß noch gar nicht, wie ich es Atsuaki erklären soll…" erklärte Izumi dann, auch wenn es nicht die Worte waren, die sie sagen wollte.

Sie lächelte darauf nur gequält in Kanae’s verwirrtes Gesicht.

"Das ist aber nicht das, was du mir sagen wolltest, oder? Da steckt noch etwas anderes dahinter, stimmt‘s? Ich sehe es dir an, Izumi. Ich sehe es dir ganz genau an." meinte Kanae, die ihr Glas bereits mit zittrigen Händen festhielt. Sie hatte Angst, jetzt das zu erfahren, bei dem sie dachte, dass es nur ihre Gedanken waren, die wieder vorbei gehen würden. Ja, sie hielt alles für einen schlimmen Streich, den man ihr spielte.

Ja, es war nur ein Streich den ihre Gedanken ihr spielten.

"Dabei liebe ich meinen Mann doch. Mit ihm habe ich drei wunderbare Kinder in die Welt gesetzt. Mit ihm war ich glücklich verheiratet. Warum soll das jetzt kaputt gehen? Warum soll es jetzt für etwas kaputt gehen, für was ich nicht einmal etwas kann?" schluchzte Izumi dann auch schon.

Kanae schüttelte jedoch nur ihren Kopf.

"Das willst du mir doch gar nicht sagen." erwiderte Kanae dann bloß. Sie wollte nichts begreifen, auch wenn sie noch nichts erfahren hatte. Sie wollte es auch gar nicht.

"Kanae, ich habe Angst." wimmerte Izumi und sah Kanae dabei flehend an.

"Sag mir endlich die Wahrheit." wurde Kanae dann schon etwas laut.

"Ich kann es nicht. Du wirst mich hassen, du wirst ihn dafür hassen. Ihr seid für einander bestimmt, ich will es nicht kaputt machen." wimmerte Izumi kopfschüttelnd. Dabei sah man Kanae bereits an, dass sich ihre Gedanken, ihre Vorahnungen ,seit Ruki im Schlaf von Izumi geredet hatte, sich zu bewahrheiten schienen. Musste es denn wirklich sein?

"Sprich es aus." sagte Kanae laut. Ihr Körper zitterte bereits.

"Nein." erwiderte Izumi wie ein stures Kind und schüttelte ihren Kopf.

"Du sollst es gefälligst sagen, verdammt! Sag schon, was hast du mit Ruki gemacht! Sag es gefälligst!" wurde Kanae fast schon hysterisch und schmetterte ihr Glas mit voller Wucht auf den Teppichboden. "Du sollst es gefälligst sagen!" wiederholte Kanae auch schon und packte Izumi an den Oberarmen und rüttelte diese. Es erschien fast schon so, als wäre Kanae gar nicht mehr zu bändigen. Dabei dürfte sie sich gar nicht aufregen, sie war auch nicht viel besser.

Das Geräusch des zerbrechenden Glases, ja, dieses Klirren, bereitete Izumi unangenehme Gänsehaut und ließ sie erschrocken zusammenfahren.

"Bitte, sag es…" schluchzte Kanae mittlerweile und sank vor Izumi, die sie immer noch an den Armen festhielt, auf die Knie.

"Warum?" fragte Izumi nur unter Tränen.

"Sag es…bitte." flehte Kanae und starrte penetrant auf den Boden.

"Ich habe mit Ruki geschlafen.".

Ja, dieser Satz hatte Kanae tief getroffen. Darauf bat sie Izumi mit den Worten "Lass mich bitte allein." zu gehen.

Kanae starrte immer noch auf den Boden. Auf den Boden und die Glasscherben.

Die Cola hinterließ hässliche braune Flecken auf dem grau-beigefarbenen Teppichboden.

"Scheiße." wimmerte Kanae und begann darauf die Glasscherben einzusammeln, als sich dann auch schon die Haustür öffnete und das laute Gelächter der Jungs zu hören war.

"Sind wieder da!" plärrte Ruki laut im Flur und brachte Kanae zum Zusammenzucken.

"Kanae? Izumi?" ertönte Ruki’s Stimme wieder.

Kanae wischte sich rasch die Tränen aus den Augen und blickte in Richtung Flur.

"Ach, da bist du. Wo ist Izumi?" fragte Ruki dann auch schon, als er Kanae am Boden vor dem Scherbenhaufen knien sah.

Kanae richtete lächelnd ihr Gesicht in seine Richtung. "Ich hab gesagt, sie solle sich ein bisschen ablenken." meinte Kanae und spielte dabei mit den Glasscherben in ihren Händen. Ruki verstand natürlich nicht, was Kanae damit meinte.

Warum sollte sie sich ablenken?

Es war gelogen.

"Ablenken? War ihr so langweilig?" fragte Ruki weiter und hockte sich vor Kanae.

Kanae schüttelte ihren Kopf, kämpfte dabei mit den Tränen.

"Nein. Sie hat Probleme, das ist auch schon alles." bemerkte Kanae und versuchte wieder zu lächeln, als ihr stattdessen schon wieder Tränen über die Wangen rollten.

Ruki sah sie skeptisch an. "Was für Probleme?".

Er wollte darauf Kanae’s Gesicht berühren, wenn diese seinen versuch nicht abgewehrt hätte. "Warum interessiert dich das denn so? Es ist ein Geheimnis, welches sie mir anvertraut hat, da werde ich es dir sicher nicht sagen." bemerkte Kanae nur und wischte sich erneut die Tränen aus dem Gesicht.

"Wer hat’n Geheimnis? Dürfen wir das auch wissen?" grinste Reita, der plötzlich neben Ruki stand und grinste. Ruki stöhnte genervt auf und schlug ihn gegen das linke Bein.

"Halt die Klappe und zisch ab." meinte Ruki nur und beobachtete Reita dabei, wie dieser ihm nur die Zunge entgegenstreckte und dann nach oben verschwand.

"Ist irgendetwas passiert? Du bist so komisch." sagte Ruki und half Kanae dabei, die Scherben aufzusammeln. Schweigend schüttelte diese ihren Kopf und verschwand im Flur und dann in der Küche, in der Uruha stand und an einer Mineralwasserflasche nippte. "Alles in Ordnung?" fragte Uruha, der Kanae dabei beobachtete, wie diese die Glasscherben in ihren Händen im Mülleimer entsorgte und anschließend ihre Hände wusch, bevor sie nach einem der Abwaschlappen griff.

"Warum nicht? Geht es dir mittlerweile auch besser?" entgegnete Kanae dann nur und sah Uruha abwartend an.

Uruha sah Kanae überrascht an. "Eigentlich schon. Na ja…" bemerkte er bloß und widmete sich seiner Mineralwasserflasche. Natürlich dachte er die ganze Zeit an Kim, während es bei den anderen so schien, als hätte man sie bereits vergessen. Doch dem war nicht so, man versuchte nur zu verdrängen.

"Schon okay." sagte Kanae und verschwand wieder aus der Küche, dabei hätte sie Ruki im Flur beinahe umgerannte, wenn er nicht noch rechtzeitig zur Seite gegangen wäre.

Seufzend betrat er dann auch schon die Küche.

"Sag mal, lässt Kanae heute die Zicke heraushängen?" fragte Uruha nur und stellte seine Mineralwasserflasche auf dem Küchentisch ab.

Ruki zuckte mit den Schultern. "Heute Morgen war noch alles in Ordnung. Ich weiß nicht, was sie auf einmal hat. Sie meinte bloß, Izumi hätte Probleme und es wäre ein Geheimnis." erklärte Ruki dann und wusch sie nun die Hände ab.

Uruha sah Ruki dann einfach nur mit großen Augen an.

"Meine Mutter soll Probleme haben?" fragte er dann erstaunt und sah Ruki nur nicken.

"Das hat Kanae gesagt." sagte Ruki und wollte sich auf dem Küchenstuhl, der Uruha gegenüber stand, setzten, als plötzlich das Telefon im Flur klingelte.

"Ich geh schon." seufzte Ruki, als er sah, das Uruha in den Flur wollte.

Uruha winkte nur ab und betrat den Flur. Das Teefon klingelte immer noch, bis Uruha endlich abnahm.

"Ruki, du bewegst jetzt gefälligst deinen Hintern ins Studio zurück!" ertönte die Stimme des Managers am anderen Ende der Leitung. Er schien ziemlich aufgebracht zu sein.

"Äh,…hier ist Uruha." meldete sich Uruha dann und hörte den Manager sich räuspern.

"Oh, tut mir leid. Könntest du mir trotzdem Ruki bitte geben?" fragte er dann Uruha auch schon. Natürlich antwortete Uruha mit einem "Ja" und holte anschließend Ruki ans Telefon. "Ich bin nicht einmal fünf Minuten zu Hause und Sie rufen schon wieder an." seufzte Ruki.

"Das ist mir egal. Kaum bist du fünf Minuten weg, gibt es Ärger. Du kommst sofort ins Studio, ich habe mit dir ein Hühnchen zu rupfen und das ist ein ziemlich großes. Ich habe dir ein Taxi geschickt." erklärte der Manager und legte dann auch schon auf.

"Was hat den denn geritten? Uruha, habe ich irgendetwas verbrochen, von dem ich nichts weiß?" fragte Ruki und legte den Hörer auf. Uruha zuckte mit den Schultern, als es dann im selben Moment an der Tür klingelte, die Uruha auch sofort öffnete.

Daraufhin verging die Zeit wie im Fluge und Ruki, der erst einen Schritt ins Taxi gesetzt hatte, stand dann auch schon im Büro des Managers von Gazette.

"Hinsetzten, sofort!" forderte der Manager und zeigte auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Ruki wusste in diesen Moment gar nicht, wo ihm der Kopf stand. Man tat ja gerade so, als hätte er daran Schuld, dass jeden Moment die Welt untergehen könnte. Natürlich tat Ruki, was man von ihm verlangte und dennoch blickte er eingeschüchtert in das Gesicht des Managers.

"Sag mal…" begann der Manager und setzte sich Ruki gegenüber, während er an seiner Zigarette zog.

"…kannst du auch mal auf dein Mädchen aufpassen?" fuhr er dann fort und sah, das Ruki ihn nur verwirrt ansah und lächelte.

"Wie meinen Sie das?" entgegnete er bloß.

"Du hast mich schon richtig verstanden, Ruki. Also stell dich nicht so dumm an." meinte der Manager, der etwas aus seiner Schreibtischschublade holte.

"Wir alle passen auf sie auf." sagte Ruki dann, der nur noch verwirrter als vorher war.

Was wollte man eigentlich von ihm?

Der Manager lachte und schüttelte seinen Kopf.

"Du scheinst mich wohl nicht ganz zu verstehen, Ruki." meinte er dann und knallte Ruki drei Fotos vor die Nase.

"Das ist jetzt schon das zweite Mal, das irgendwelche Fotomonster hier ankommen und mir irgendwelche Bilder von deinem Mädchen vor die Augen legen. Entweder läuft bei euch etwas schief, oder du passt nicht auf dein Mädchen auf." fuhr der Manager fort und beobachtete Ruki dabei, wie er wie hypnotisiert auf die Fotos starrte.

"Die sind gefaked, oder?" fragte Ruki mit einem unsicheren Lächeln auf den Lippen.

Der Manager lachte lautstark.

"Sonst würde ich sie dir nicht zeigen. Ruki, die Medien wissen davon und ich habe meine Hand ins Feuer gelegt, damit das hier nicht in die Zeitung kommt. Reißt euch ein bisschen zusammen, irgendwann kann ich den Medien auch nicht mehr verbieten, solche Fotos abzudrucken. Irgendwann geht es einfach nicht mehr." erklärte der Manager weiter.

Er war enttäuscht darüber, dass Ruki wohl nicht gut genug auf Kanae aufpassen würde.

Ruki griff darauf nach eines der Fotos, seine Hände zitterten dabei und als er es ansah, füllten sich seine Augen schlagartig mit Tränen.

Er war nicht wütend auf Kanae, sondern auf sich selbst. Er hätte Kanae nie alleine mit Reita und Aoi einkaufen gehen lassen sollen. Er bereute es, dass er nicht bei ihr war.

Und er wünschte sich, dass nichts, was an diesem Tag geschah, passiert wäre. Er wünschte sich, dass er es rückgängig machen könnte - alle haben so viele Fehler gemacht.

"Ruki? Versprichst du mir, mehr acht darauf zu geben, dass so etwas nicht mehr passiert?" fragte der Manager dann und sah Ruki abwartend an. Doch Ruki schien seine Worte gar nicht wahrgenommen zu haben, er starrte einfach nur auf das Bild in seinen Händen.

Lieber würde er jetzt alles laut hinausschreien, was in ihm gerade vorging.

Und es schmerzte, sehen zu müssen, wie Aoi Kanae berührt hatte - wie seine Lippen ihren Hals berührten. Ruki stand darauf nur auf und griff nach den anderen beiden Fotos.

"Ich denke, ich werde jetzt wieder nach Hause gehen." sagte Ruki und bewegte sich aus dem Büro, ohne noch ein Wort an den Manager zu richten.

"Ja, ich werde jetzt nach Hause gehen." murmelte Ruki weiter und saß kurz darauf schon wieder in einem Taxi.

Wenig später stand er dann schon wieder im Flur. Man konnte von irgendwoher lautes Gelächter wahrnehmen und das Geräusch des laufenden Fernsehers war auch zu hören.

Ohne sich mit den Worten "Bin wieder da." zu melden, betrat Ruki das Wohnzimmer, in dem sich Kanae nach wie vor aufhielt. Sie schien ihn gar nicht mitbekommen zu haben und konzentrierte sich weiterhin auf den Fernseher, während sie nebenbei Cola trank und Salzstangen knabberte.

"Kanae…" begann Ruki und kam auf Kanae zu, die ihn jedoch immer noch nicht ansah.

"…kannst du mir das hier erklären?" fragte er dann und knallte die Fotos vor Kanae auf den Tisch. Völlig abfällig und fast schon desinteressiert warf Kanae einen Blick auf die Fotos. Natürlich störte es sie, aber ändern konnte sie daran genauso wenig.

Sie war schuld, Aoi war schuld, Ruki und Izumi waren schuld.

"Ja, und? Was ist damit?" entgegnete Kanae beifällig und nahm eines der Fotos in die Hände, warf einen Blick darauf und legte es anschließend auf den Tisch zurück.

"Was soll das? Warum hast du das gemacht?" fragte Ruki nur.

Man konnte ihm deutlich ansehen, dass er kurz davor war, zu explodieren.

Kanae lächelte. Sie lächelte, als würde sie sich über Ruki amüsieren.

Es machte fast schon einen schadenfrohen Eindruck.

"Ich habe es getan, weil ich es so wollte. Nicht mehr und nicht weniger." sagte Kanae und richtete anschließend ihren Blick zum Fernseher.

"Warum?" fragte Ruki nur wieder. Er war schon den Tränen nahe.

"Dasselbe dürfte ich dich eigentlich auch fragen." bemerkte Kanae, nippte dabei an ihren Glas und stand dann auf. Sie tat wirklich so, als wäre ihr alles egal, doch dabei stand sie wie ein dummes Kind vor Ruki. Sie sah die Wut deutlich in seinen Augen, sie verstand es.

Aber auch sie war verletzt, aber das würde Ruki nicht verstehen wollen und wieder schien alles von vorne anzufangen.

Wahrscheinlich wurde es einem verboten, glücklich zu sein.

 

"Was gibt’s denn da schönes?" fragte Reita, der tropfnass zusammen mit Aoi plötzlich neben Ruki und Kanae stand. Er griff nach einem der Fotos, doch wurde ihm die Möglichkeit verwehrt, einen Blick darauf zu werfen, da Aoi es nicht zu ließ.

Er warf selbst erst einmal einen Blick darauf und erkannte, dass Reita diese Fotos nicht zu Gesicht bekommen durfte.

"Das ist nichts für kleine Reita’s." meinte Aoi nur und griff noch vor Reita nach den restlichen Fotos.

"Lass doch mal sehen!" drängelte Reita jedoch nur und versuchte immer wieder, Aoi eines der Fotos zu entreißen.

"Nö." meinte Aoi nur.

"Sind wir hier im Kindergarten?" fuhr Ruki dann den beiden dazwischen, während es sich in Kanae staute.

"Hört gefälligst auf damit!" schrie sie auf einmal los und plötzlich wurde es ganz still.

Jeder richtete seinen Blick nur erschrocken auf Kanae und Aoi ließ dabei unbemerkt eines der Fotos fallen, nach dem Reita sofort griff und einen Blick darauf warf.

"Ihr sollt aufhören, es ist genug." sagte Kanae etwas leiser und ließ ihren Blick durch die Runde schweifen. Dabei hatte niemand bemerkt, dass Reita immer blasser wurde, als er auf das Foto in seinen Händen starrte.

"Ich glaube, ich gehe erst einmal mein Zimmer aufräumen…" sagte er leise, drückte dabei Aoi das Foto grob gegen die Brust und verschwand anschließend aus dem Wohnzimmer.

Als man seine Zimmertür nur zuknallen hören konnte, konnte man ihn auch laut fluchen hören und auch das Geräusch von zerbrochenem Glas war wahrzunehmen.

Aoi schloss die Augen.

"Fuck." murmelte er dann und zerknüllte das Foto in seinen Händen.

"Das kannst du laut sagen." bemerkte Ruki und drehte sich in Aoi’s Richtung, als sich dann auch schon wieder Reita’s Zimmertür öffnete.

"Sieh zu, wo du schläfst. In mein Bett kommst DU garantiert nicht mehr! Du bist doch echt das Allerletzte. Erst heuchelst du mir was von Liebe vor und dann so was. Du bist ein mieses Arschloch! Hörst du? Ein richtige mieses Arschloch!" fuhr Reita Aoi vom Treppengeländer an und warf einige Klamotten von Aoi mitten auf den Gang.

Erneut knallte die Tür.

"Das war’s dann wohl, ne?" grinste Ruki fast schon schadenfroh in Aoi’s Gesicht, bevor er sich diesem näherte.

"Ruki, hör auf." meinte Kanae nur und wollte Ruki festhalten, wenn er sie nicht von sich geschubst hätte. "Fass mich bloß nicht an, oder ich vergesse mich." zischte er bloß und widmete sich Aoi weiter zu. Er hatte ihn fast schon gegen die Terrassentür gedrängt, als er Aoi dann auch schon am Kragen packte.

"Hat es dir Spaß gemacht, mein Mädchen zu vögeln?" fragte Ruki dann.

Er wirkte wie ein Irrer, dass es Aoi und Kanae gar schon Angst machte.

"Ruki, hör auf damit. Das hat doch keinen Zweck." meinte Kanae, die verzweifelt und bereits unter Tränen erneut versuchte, Ruki von Aoi loszureißen.

"Halt die Klappe, von dir will ich kein Wort mehr hören!" fuhr er Kanae an und ließ dabei einen Moment von Aoi ab, um sich Kanae zuzuwenden.

"Ruki!" wurde Kanae etwas laut, als Ruki sie schon grob an den Schultern packte.

"Kanae, es reicht mir mit dir. Mich kotzt dein ganzes Getue an, dabei dachte ich, du würdest mich wirklich lieben. Aber nein, was bekomme ich vor Augen geführt? Ich kriege zu sehen wie du mit Aoi im Park vögelst. Ich habe echt keine Lust mehr, tut euch doch zusammen und lasst mich endlich in Ruhe." zischte Ruki und rüttelte Kanae dabei.

"Ruki, hör auf, bitte. Ich liebe dich, ich liebe dich wirklich." schluchzte Kanae dann auch schon und sah verzweifelt in Ruki’s Gesicht, welches sie jetzt zu gern berühren würde.

"Erzähl mir nichts. Lass mich einfach ein für allemal in Ruhe." sagte Ruki und stieß Kanae von sich und widmete sich Aoi, der völlig paralysiert an der Terrassentür stand, zu.

"Jetzt kannst du sie von mir aus haben, ich schenk sie dir gern. Jetzt weißt du ja auch, wie es sich anfühlt, mit ihr zu schlafen. Das ist doch klar vom Vorteil für dich." meinte Ruki.

Er kochte regelrecht vor Wut, dass ihm gar schon Tränen über die Wangen rollten.

Aoi sah ihn erschrocken an.

"Mach dir nichts vor, Ruki. Du kannst gar nicht ohne Kanae. Ich weiß doch, dass du ohne sie wahnsinnig werden würdest." erwiderte Aoi und setzte ein gespieltes Lächeln auf die Lippen, während er Kanae rasch einen Blick zuwarf.

"Vor langer Zeit hast du mal zu mir gesagt, dass du sogar für sie sterben würdest. Du wärst sogar bereit, die Hölle zu durchqueren, um sie zurück zu holen. Willst du das alles jetzt mit einem Mal wegschmeißen?" fragte Aoi und richtete seinen Blick wieder auf Ruki, der nur gespielt lachte.

"Halt doch dein verdammtes Maul. Du hast doch gar keine Ahnung. Wie denn auch? Du hast nie irgendetwas mit einem Mädchen gehabt, oder? Du bist doch schon immer zum anderen Ufer geschwommen, du bist ganz einfach schwul." grinste Ruki frech, während Kanae erschrocken über diese Worte auffuhr und Aoi dabei beobachtete, wie ihm plötzlich Tränen in die Augen stiegen.

So hatte man ihn eher selten erlebt und alles schien irgendwie von einer Sekunde zur nächsten zu eskalieren.

"Ruki, lass ihn doch endlich in Ruhe. Wir haben alle Fehler gemacht. Hörst du? Schieb jetzt nicht Aoi allein die Schuld in die Schuhe." wimmerte Kanae an Ruki’s Seite. Doch Ruki ignorierte Kanae und deren Worte eiskalt.

"Gib dir keine Mühe, es ist zwecklos." bemerkte Aoi und packte Ruki grob an den Schultern, dabei rempelte er die Vase, die neben ihm stand, um und sie zerbrach.

Aber das interessierte in diesen Moment keinem.

"Ja, du hast schon immer ein Auge auf Reita geworfen. Ich weiß, dass du ihn damals im Proberaum einfach mit’nem Kuss überrumpelt hast. Und ich wette mit dir, dass du sogar schon was mit Yune gehabt hast." meinte Ruki.

Er war plötzlich voller Jähzorn und grausamer Wut.

"Denk doch, was du willst." sagte Aoi lächelnd und wollte Ruki von sich stoßen, wenn er nicht plötzlich einen heftigen Schlag im Gesicht spürte. Seine rechte Unterlippe schmerzte unheimlich und Aoi sah nur, wie sein Lippenpiercing auf den Boden fiel.

Blut tropfte ihn auf das weiße Achsel-Shirt, während er mit der linken, zittrigen Hand seine Lippe berührte.

Im selben Moment hatte Kanae, dann auch schon Ruki ruckartig von Aoi weggerissen.

"Ihr seid doch irre!" schrie sie die beiden an, während sie erschrocken in Aoi’s Gesicht starrte. "Ihr sei einfach nur irre." wiederholte sie und wurde von Aoi zur Seite geschubst.

Wie ein wildes Tier hatte er sich auf Ruki gestürzt und ihn zu Boden gerissen, während dieser Anblick Kanae fast schon den Boden unter den Füßen wegriss. Ihr Körper zitterte und sie schluchzte verbittert und so heftig, dass sie fast schon gar keine Luft mehr bekam.

"Hört auf! Bitte, hörte doch endlich auf!" wimmert sie laut.

Ein Blumentopf zerbrach, den Aoi unbemerkt mit den Füßen umgestoßen hatte und Kanae hielt es mittlerweile gar nicht mehr aus. Dieser Anblick zerriss ihr beinahe das Herz.

"Reita!" rief sie nur, als sie dann auch schon die Treppe hinaufgestürmt war und anschließend Reita’s Zimmertür aufriss.

"Verzieh dich!" zischte er bloß, als er Kanae in seinem Zimmer stehen sah.

"Bitte, du musst mir helfen…sie schlagen sich noch die Köpfe ein." schluchzte Kanae und kam zu Reita aufs Bett. Reita sah Kanae jedoch nur herabwertend an.

"Das ist mir egal. Von mir aus kann Aoi mal richtig die Fresse poliert bekommen." sagte Reita kühl und schubste Kanae von sich.

Warum war das alles nur so grausam?

"Reita…bitte." krächzte Kanae fast schon, weil ihre Stimme heiser geworden war.

"Leck mich! Ich werde nichts mehr tun, verstanden?" zischte Reita nur, der Kanae anschließend aus seinem Zimmer zerrte und seine Zimmertür vor ihrer Nase zuknallte.

In diesen Moment wünschte sich Kanae nichts sehnlicher, als das Kai und Uruha da waren. Sie waren, seit Ruki im Studio war, einfach verschwunden - wahrscheinlich einkaufen- aber Kanae wollte sie jetzt hier haben. Jetzt sofort.

"Ihr seid alle so grausam…" schrie Kanae regelrecht, doch keiner schien sie irgendwie wahrzunehmen. Sie schien plötzlich wie Luft zu sein und keine würde sie sehen.

Sie litt - weil sie es nicht anders verdient hat?

Sie weinte verbittert - weil sie nun endgültig das verloren hatte, was sie liebte?

Innerlich schrie Kanae bereits laut nach Vergebung. Sie schrie, bis ihre Stimme versiegt und sie nur noch krächzen konnte. Aber äußerlich würde selbst das keiner wahrnehmen.

Jeder war mit sich beschäftigt.

Izumi war immer noch nicht da.

Kai und Uruha waren mit einkaufen beschäftigt.

Aoi und Ruki schienen sich beinahe totschlagen zu wollen - aus Wut.

Reita ignorierte alles und jeden. Ihm schien alles egal, denn sein Herz hatte jetzt noch einen tieferen Riss, als vorher.

Und Kanae?

Kanae war jetzt überflüssig. Sie hatte jetzt niemanden, der ihr seine Hände auf ihre Schultern legen und sagen würde "Es ist alles in Ordnung. Hör auf zu weinen.".

Niemand war da, der jetzt ihre Tränen trocknen würde.

 

"Lebten wir bis jetzt nicht jeden Tag gemeinsam, als wäre es unser letzter?

Warum soll jetzt alles auf ein Mal vorbei sein?

Er schmerzt wie tausend Nadelstiche.

Wollen wir nicht endlich aufhören, uns gegenseitig kaputt zu machen?

Fangen wir von vorne an…bitte".

 

 

Kapitel 13

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update: 18-Feb-2008  
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