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Ruki, bitte!" schluchzte Kanae und wollte Ruki von sich wegschieben. Aber viel mehr hatte sie jetzt den Wunsch im Erdboden zu versinken. Sie hatte einen Fehler begangen und sie bereute ihn - aber es änderte jetzt nichts mehr.

"Ich habe mich falsch ausgedrückt." wimmerte Kanae dann, als sie es geschaffte hatte, Ruki von sich zu schieben. Sie sahen aneinander an.

"Willst du mir noch mehr Lügen auftischen?" fragte Ruki und fuhr sich dabei nervös durch die Haare.

"Ich will kein Wort mehr hören…weil ich nicht weiß, ob du nun was Richtiges oder was Falsches sagst. Und ich dachte, wir könnten alles anders machen. Aber jetzt kann ich wirklich sagen, dass ich nicht mehr will. Das alles war doch eh für’n Arsch!" fuhr Ruki fort und Kanae ahnte schon, dass es jetzt wirklich vorbei war.

Innerlich fragte sie sich, warum sie die Dinge nicht einfach so hinnahm wie sie waren.

Sie fragt es sich schon so oft.

"Hör mir doch mal zu, bitte." flehte Kanae nun. Doch Ruki reagierte nun eiskalt auf ihr Flehen, auch wenn ihm selbst immer noch Tränen über die Wangen rollten.

"Es ist besser, wenn du gehst. Und nimm deine Sachen mit, verstau sie doch bei Aoi oder auf’m Mond, mir soll es egal sein." meinte Ruki nur, als er zum Kleiderschrank steuerte und Kanae’s Reisetasche mit Wechselklamotten herausholte. Er knallte sie Kanae dann einfach vor die Füße und wandte sich zum Bett, auf dass er sich mit gesenktem Kopf niederließ. Kanae fühlte sich wie bestellt und nicht abgeholt, der Zug war wahrscheinlich endgültig für sie abgefahren - es schien wohl endlich ein Ende gekommen sein, was man jedoch lieber anders gehabt hätte.

Aber jeder bekommt im Leben das, was man verdient hatte.

"Du sollst gehen!" wurde Ruki etwas lauter.

"Verzeih mir." sagte Kanae unter Tränen, als sie nach ihrer Reisetasche griff und zur Tür steuerte, die sie auch gleich öffnete.

Sie blickte nicht zurück.

Mit einem lauten Geräusch fiel dann auch schon die Tür ins Schloss und Ruki brach mit dem nun endgültig in sich zusammen. Lange hatte er sich nicht mehr so Gefühlt, lange hatte er nicht mehr so heulen müssen und irgendwie war alles so grausam.

"Warum?" wimmerte er immer und immer wieder.

Kanae ging es nicht anders - schließlich war es ihre eigene Schuld und irgendwie fühlte sie sich allein gelassen. Sie fühlte sich einsam und sehnte sich nun nach Ruki’s Nähe. Auch wenn er manchmal ein Schwein sein konnte, so liebte sie ihn doch viel zu sehr.

Aber wahrscheinlich sollte alles so enden - Kanae kannte es doch gar nicht anders…

 

"Ich geh jetzt schlafen." rief Aoi die Treppe hinunter, als er Kanae auf einer Reisetasche sitzen sah. Noch erkannte er nicht, dass sie weinte. "Kanae?".

"Gute Nacht!" sagte Kanae dann nur und versucht dabei nicht zu schluchzen.

Doch sie wollte nicht alleine sein . Nicht jetzt.

"Warte." sagte Kanae und hob ihren Kopf. Durch das schwache Licht, welches von Aoi’s Zimmer ins Wohnzimmer fiel, erkannte er, dass Kanae irgendwie anders aussah - trauriger als sonst. Sie sah verheult aus und Aoi konnte ahnen, dass wieder irgendetwas passiert sein musste.

"Was denn?" fragte er dann vorsichtig und stützte sich am Treppengeländer ab.

"Ich brauche jetzt jemanden, ich kann jetzt nicht alleine sein…Darf ich heute Nacht bei dir schlafen?" entgegnete Kanae und stand auf. Einen Moment lang schwieg Aoi, bis er lächelnd nickte. Minuten darauf stand Kanae in Aoi’s Zimmer, in dem sie trotz das sie sich schon eine Weile kannten noch nie war. Es war ein schönes Zimmer, nicht groß und auch nicht klein. Aoi liebte die Kontrastfarben schwarz-weiß und das spiegelte sich in mancher Hinsicht in diesem Zimmer wieder: weiße Wände, schwarze Möbel, schwarze Vorhänge - nur der Teppichboden war in einem tiefen Mitternachtsrot gehalten, genau wie die Nachttischlampe und die Satinbettwäsche, welche fast vom Bett gewühlt worden war. "Schönes Zimmer." sagte Kanae, die selbst die Dekoration gemusterte hatte.

Über dem kleinen Schreibtisch, der unmittelbar neben der Tür platziert war, hing ein kleines Regal mit Büchern und darunter waren meist nur Kochbücher, während auf der Kommode, die gegenüber vom Bett stand, mit Silberschmuck oder Sonnenbrillen dekoriert war. Auffallend an diesem Zimmer war der große Kleiderschrank mit Spiegeltüren - er war wohl das größte Möbelstück und nahm dementsprechend auch Platz weg. Aber wen störte es schon?

Und irgendwie schien es so, als würde dieses Zimmer einen alles vergessen lassen.

Vielleicht war es aber auch nur für einen Moment...

"Willst du da stehen bleiben?" fragte Aoi lächelnd und nahm Kanae die Reisetasche ab, die er neben dem Schreibtisch abstellte.

"Wie bitte?" Kanae schien Aoi nicht gehört zu haben, wahrscheinlich schwelgte sie mal wieder und wie so oft in Gedanken.

"Setz dich." forderte Aoi und deutete auf das Bett hin - wenn man von der zerwühlten Bettdecke absehen würde, so könnte man sagen, dass dieses Bett in der Tat zum Schlafen einlud. Und kurz nachdem Kanae sich gesetzt hatte, stand sie auch schon wieder auf und verschwand mit den Worten

"Ich geh rasch duschen" aus dem Zimmer.

In der Zeit hatte Aoi begonnen, eine zweite Bettdecke ein Kissen zu beziehen, als es plötzlich an der Tür klopfte und diese sich dann auch schon vorsichtig öffnete.

"Was gibt’s?" fragte Aoi und drehte sich zur Tür, in der plötzlich Reita stand.

Wieso war er hier?

Was wollte er?

"Ich bringe dir deine Klamotten vorbei…Die lagen noch bei mir rum." erklärte Reita und betrat Aoi’s Zimmer.

"Leg sie aufs Bett." meinte Aoi nur und wandte sich weiter dem Beziehen der Decke.

Reita hingegen stand da und wartete sehnsüchtig darauf, dass plötzlich alles wieder so wie früher war - aber es passierte nichts. Es war lediglich das Denken eines naiven Jungen.

"Gibt’s sonst noch was? Und wieso bist du vorhin wie’n Bekloppter ins Bad gerannt?" fragte Aoi, er klang dabei so kühl und abweisend und er würde weiterhin dieses Spiel spielen.

"Ich hatte wohl zu viel getrunken…" antwortete Reita schüchtern, während Aoi sich zusammenreißen musste, damit er nicht anfing, lautstark darüber zu lachen.

"Na ja, nachdem du fast neben der Kloschüssel eingepennt wärst, müsste es dir jetzt sicher besser gehen." sagte Aoi darauf und schüttelte die Bettdeck aus, die er dann aufs Bett legte.

Reita fühlte sich verarscht, obwohl er wusste, dass das nicht stimmte.

"Brauchst du neuerdings zwei Decken?" fragte Reita, der Aoi`s Treiben beobachtete.

"Nein, eine für mich und eine für Kanae. Sie schläft heute Nacht bei mir. Ruki scheint wieder mal Schluss gemacht zu haben. Sie stand mit Sack und Pack im Flur und wollte nicht alleine sein. Sie hat mich gefragt, ob sie bei mir schlafen kann und ich bin einverstanden." antwortete Aoi, ohne überhaupt vorher darüber nachgedacht zu haben, dass es Reita wohlmöglich verletzen könnte.

Dass er es wohlmöglich falsch verstehen könnte.

Reita steuerte daraufhin zur Tür zurück. Natürlich hatte er gehofft, dass Aoi ihn einfach in den Arm nehmen und sagen würde, dass alles in Ordnung sei. Allerdings war dies nicht passiert. Leider.

"Und du musst ja mal wieder den Helden spielen, ja?". Aoi wusste, dass Reita zwar nichts gegen Kanae hatte, es aber nicht mochte, wenn sie so intensiv, wie es momentan der Fall war, mit Aoi zusammen hing - besonders nachts, wenn Reita viel lieber an ihrer Stelle wäre. "Lass das mal meine Sache sein, ja? Such dir doch gefälligst jemand anderes, den du stressen kannst." konterte Aoi, der seine Worte auch schon wieder bereut hatte.

Er hätte in diesem Moment nichts lieber getan, als Reita`s Wunsch erfüllt.

Er sah in Reita`s fassungslos enttäuschtes Gesicht.

"Nein, hör mal…" begann Aoi.

Aber bevor er seinen Satz beenden konnte, hatte ihm Reita schon eine schallende Ohrfeige verpasst.

"Ich lass mich nicht mehr so herumschuppsen. Schon gar nicht von dir. Fahr zur Hölle, du Wichser!" fauchte Reita, der Aoi`s Zimmer so schnell wie möglich verlassen wollte, um nicht noch vor seinen Augen in Tränen auszubrechen.

Aoi hielt ihn dennoch am Arm fest.

"Mensch, Reita!" keifte nun auch Aoi, auf dessen Gesicht man deutlich Reita`s Handabdruck erkennen konnte. Reita sah, dass es nun Aoi war, der weinte.

Aber Reita wollte nicht jedes Mal klein bei geben, nur weil es Aoi so wollte.

Er riss sich von Aoi los und sah ihn wütend an.

"Halt’s Maul, verdammt!" fauchte Reita.

"Ich wollte dich nicht schon wieder verletzen, ehrlich nicht." seufzte Aoi leise.

Reita lachte gespielt, auch wenn ihm eigentlich nach weinen zu mute war.

"Auf das eine Mal mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an." erwiderte Reita.

"Ich hätte dir verziehen, wenn du mich einfach mal in den Arm genommen und gesagt hättest, dass alles in Ordnung ist. Jetzt musst du schon auf Knien rutschen und betteln. Ob ich dir dann verzeihen kann, weiß ich nicht. Erwarte das nicht von mir. Bitte nicht." fuhr er fort. Aber kaum hatte er das gesagt, sank Aoi vor ihm auf die Knie und packte Reita an den Hüften.

"Ich wollte nie so fiese Sachen zu dir sagen. Das musst du mir glauben, Reita." schluchzte Aoi nun.

"Wir spielen uns doch nur gegenseitig kaputt. Es war von Anfang an so" sagte Reita, der nicht wirklich darauf reagierte, dass Aoi sein Gesicht gegen Reita`s Bauch presste.

"Ich hab insgeheim gehofft, dass ich mir die ganze Zeit nur etwas vorgemacht habe." sagte Reita weiterhin, während er mittlerweile aussah wie ein Irrer, der es geschafft hatte, aus seiner Zelle zu entkommen.

"Ich habe gehofft, zu dir sagen zu können, ich liebe dich nicht.".

Dennoch hatte Reita es nicht geschafft seine Tränen vor Aoi zu verstecken.

"Alles Müll, Reita." sagte Aoi, der Reita das schwarze T - shirt hochgekrempelt hatte und seinen nackten Bauch küsste.

"Lass das, Aoi." sagte Reita, der genau wusste, dass er bei solchen Dingen immer wieder schwach wurde. Selbst, wenn er es nicht wollte.

"Nein, sag, dass du mich liebst." forderte Aoi, welcher daraufhin aufgestanden war und mit beiden Händen Reita`s Gesicht berührte.

Reita weinte immer noch. Konnte es vielleicht sein, dass Aoi hin und wieder versuchte, Reita`s Situation auszunutzen?

"Du nutzt doch jetzt bloß die Situation aus, Aoi." erwiderte Reita, der plötzlich versuchte , Aoi von sich wegzuschieben.

Wieder sank Aoi auf Knien. Und wieder presste er sein Gesicht gegen Reita`s Bauch.

Fest drückte er seine Hände gegen Reita`s Rücken, während er seinen warmen Duft einatmete und sich wirklich bemühte, nicht noch mehr zu weinen.

"Das ist mir egal. Ich will es nur hören. Bitte." seufzte Aoi an seinem Bauch.

"Störe ich?" ertönte plötzlich die Stimme von Kanae, als sie unmittelbar vor den beiden Jungs an der offenen Tür stand.

Vielleicht störte sie, aber sagen wollte es ihr keiner. Nicht in solch einem Moment. Rasch schob Reita Aoi von sich, welcher wiederum einfach auf dem Boden sitzen blieb - mit gesenktem Kopf.

"Nein, ist schon okay. Ich wollte sowieso gerade gehen." meinte Reita, der es auch prompt in die Tat umsetzen wollte, wenn Aoi nicht noch einmal seinen Namen gerufen hätte.

"Bitte…" flehte Aoi, als Reita ihn ansah - so verletzt und traurig.

Reita aber erwiderte nur einen kalten Blick, bevor er sich dann einfach in seinem Zimmer zurückgezogen hatte.

Aoi saß noch immer auf dem Boden - wie ein dummer Junge, den man irgendwo vergessen hatte. Kanae hatte die Tür geschlossen, bevor sie auf ihn zukam, um ihm beim aufstehen zu helfen.

"Alles wird gut, Aoi." sagte sie zu ihm, als sie ihm ihre Hände entgegenstreckte.

Ja, das sagte gerade Kanae, die es doch auch nicht anders als Reita und Aoi erlebte.

Aber sie sagte es auch nur, um selbst nicht noch mehr heruntergerissen zu werden.

"Versprich es mir." sagte Aoi leise, als er sie ansah und im gleich Moment nach ihren Händen griff und aufstand.

"Das kann ich nicht." seufzte nun auch sie mit gesenktem Kopf.

"Ich bin doch selbst jedem nur im Weg. Dir, Reita, Kim und Ruki. Was soll ich denn noch hier? Sag es mir!" begann Kanae zu schluchzen.

Dabei wollte sie vor Aoi nicht weinen. Nicht jetzt.

"Was du hier sollst?" fragte Aoi, der sie mit zu sich aufs Bett zog. Sie saß dicht neben ihm auf dem Bett und bemühte sich, nicht noch mehr zu weinen - nicht noch mehr, als sie es ohnehin schon in diesem Moment tat.

"Bei mir sein…" sagte Aoi, der ihre Hände fester drückte.

"Geht das?" fragte er weiter, als er dann plötzlich mit einer Hand ihr Gesicht berührte.

Er sah so verletzt aus, als sie ihm ins Gesicht sah.

Ja, er hatte ein ausgesprochen hübsches Gesicht.

Seine Augen waren glasig. "Kannst du bei mir bleiben? Bitte sag nicht nein." seufzte er, während ihm eine einzelne Träne an den blutroten Lippen hängen blieb.

"Ich bleib hier, wenn ich darf." sagte Kanae mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen, während sie mit den Fingerspitzen ihrer rechten Hand seine Lippen berührte, um die Tränen wegzuwischen. Sie spürte seinen warmen Atem, weil er ihr plötzlich so nah war, dass ihr plötzlich das Herz stehen zubleiben drohte.

"Bitte bleib bei mir. Ganz nah. Ich möchte spüren können, dass du wirklich bei mir bist." sagte Aoi fast schon flüsternd, während er sie mit dem rechten Arm umfasste und sie an den Hüften noch dichter an sich heranzog.

Es ähnelte einem kleinen Stück Ewigkeit, als sie plötzlich seine Lippen auf ihrem Mund spürte. Vielleicht sollte es ja nicht sein. Vielleicht war es aber doch irgendwie Schicksal, mit ihm hier zusammen zu sitzen und noch mehr zu tun, als nur zu reden.

Aber wieso brachte ausgerechnet dieser Moment sie wirklich dazu, nur noch heftiger zu weinen? Wieso, wenn es Kanae doch eigentlich gar nicht wollte? Wahrscheinlich lag es auch daran, dass sie genau dieselben Schmerzen wie Aoi empfand - sie teilten ein Leid, ließen es zu einem werden um den Schmerz wohl etwas lindern zu können.

Sie erlebten das gleiche Schicksal, vor dem Kanae plötzlich Angst bekam.

Oder hatte sie eher Angst davor, ein schlechtes Gewissen zu kriegen?

"Warte." sagte Kanae leise und wehrte vorsichtig Aoi’s Berührungen ab.

"Wovor hast du Angst?" fragte Aoi auch gleich und sah Kanae an, die er prompt nach hinten drückte. Sie lag nun unter ihm, sah ihn leicht eingeschüchtert an - obwohl sie erkannte, dass ihm selbst noch Tränen über die Wangen rollten und vom Kinn auf ihr Dekollete tropften.

"Wovor hast du Angst?" fragte er nun nochmals und küsste sie, immer und immer wieder.

Ja, wovor hatte sie Angst?

Wovor hatte sie wirklich Angst?

Davor, dass es Ruki eventuell erfahren könnte?

Dass sie sich selbst um ihre Gefühle betrügen könnte?

Um ehrlich zu sein war es sinnlos, jetzt darüber nachzudenken.

Warum kann man sich nicht einfach mal fallen lassen?

Weil man Angst davor hatte, dass alles nur noch schlimmer werden würde.

Vielleicht dachte Kanae genauso, die immer noch schweigend unter Aoi lag, der sie wieder angesehen hatte und auf eine Antwort wartete.

"…vielleicht, weil wir uns nur gegenseitig wehtun könnten." sagte sie nur und brachte Aoi somit ein gespieltes Lächeln auf die Lippen.

"Unsinn." meinte er lächelnd und küsste Kanae wieder, begann gierig ihren Hals zu küssen und seine Hände wanderten dabei unter ihr T-Shirt.

"Aoi, ich kann das nicht." hatte Kanae plötzlich gesagt und ihn von sich runter gestoßen. Rasch hatte sie sich dann aufgerichtet und sah Aoi an. "

Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid." fuhr Kanae fort und war dann aufgestanden.

Sie steuerte durch das dunkle Zimmer und tastete nach dem Schreibtisch, neben dem ihre Tasche stand.

"Was hab ich falsch gemacht?" fragte Aoi verwirrt und schaltete nun das Licht seiner Nachttischlampe an. Er sah dann Kanae, wie sie da stand und ihm den Rücken zugedreht hatte. Sah, wie sie nach ihrer Tasche griff und sich wieder zu ihm umdrehte.

Sie trug ein gequälten Gesichtsausdruck.

"Es geht einfach nicht. Ich darf gar nicht hier sein, verstehst du? Ich habe Angst davor, dass womöglich mehr passieren könnte, als wir beide es vielleicht wollen. Aber ich will dich dadurch nicht verlieren, deswegen werde ich jetzt auch gehen. Es tut mir wirklich leid und ich hätte dich gar nicht erst fragen sollen." sagte Kanae dann unter Tränen. Und ohne das Aoi noch etwas erwidern konnte, hatte Kanae auch schon sein Zimmer verlassen. Irgendwie war es so auch in Ordnung…

Doch Kanae schämte sich so, obwohl sie doch eigentlich nichts getan hatte. Sie hatte das Gefühl, Aoi nur für seine Gutmütigkeit ausgenutzt zu haben, doch dem war nicht so.

Er hatte ihr aus freien Stücken versucht etwas Gutes zu tun, dass die beiden sich aber näher als gewollt kamen, war nicht geplant. Es war lediglich der Schmer in ihrem Innern, der sie dazu gebracht hatte.

Und eigentlich wollte sie ja auch bei Aoi sein…

Kanae war samt ihrer Tasche ins Badezimmer gestürmt, als sie plötzlich wo anders eine Tür auf und wieder zuknallen hörte. Wessen Tür es war interessierte Kanae nicht.

Sie hatte ihre Tasche dann einfach nur auf die weißen Fliesen abgestellt und stand nun am Waschbecken, dessen Wasserhahn sie aufdrehte.

Kanae wusch sich mit dem kalten Wasser aus der Leitung das Gesicht und sah dann einfach nur schweigend in den Spiegel, während das Wasser weiterlief.

Ihr Gesicht war rot angelaufen, wahrscheinlich kam es von dem kalten Wasser.

Plötzlich ging die Tür auf und Ruki stand plötzlich vor Kanae, sah ihr überrascht ins Gesicht.

In diesem Moment hatte er wohl den Streit vergessen, den sie zuvor hatten. Er sah einfach nur Kanae’s Gesicht - ihr mädchenhaft hübsches Gesicht., in das er nur zu gern sah, wenn sie schlief. Ihr Gesicht, mit den blutroten Lippen die er nur zu gern küsste.

"Was machst du hier?" fragte Kanae, die wohl genauso überrascht war, wie Ruki.

Ja, was machte er überhaupt hier?

"Das untere Badezimmer ist besetzt." meinte er nur und beobachtete Kanae, die den Wasserhahn zudrehte und sich anschließend eines der weißen Frottehandtüchern griff, mit dem sie sich das Gesicht abtrocknete.

"Ich geh schon." sagte Kanae auch schon und griff nach ihrer Tasche, mit der sie dann aus dem Badezimmer verschwand.

Aber wohin sollte sie jetzt gehen?

Vermutlich würde sie wirklich auf der Couch im Wohnzimmer übernachten müssen. Aber dann kam sie eigentlich auf die viel zu irrsinnige Idee, nach Hause zu fahren. Schließlich müsste ihr Auto ja auch irgendwo unmittelbar geparkt stehen. Sie wusste zwar nicht, wie sie überhaupt hier hergekommen ist, aber das war ihr auch erst einmal egal.

Natürlich hatte Kanae ihren Gedanken sofort in die Tat umgesetzt und stand nun bereits auf dem Gehweg vor dem Haus.

Aber wo stand ihr Auto nun?

Die Autoschlüssel hatte sie ja, aber sie sah ihr Auto nicht.

"Wo haben die mein Auto hingestellt?" murmelte Kanae und lief ein Stück den Bürgersteig entlang. Sie hatte bis jetzt und seit sie Ruki gesehen hatte keine einzige Träne mehr verweint, obwohl sie traurig war.

"Komm wieder mit rein.". Es war Ruki’s Stimme - er atmete hastig.

Er schien Kanae nachgerannt zu sein, als er bemerkte, dass er sie nicht finden konnte.

Verspürte er etwa Reue, weil er sie einfach weggeschickt hat?

Oder wollte er sie wohlmöglich um Verzeihung bitten?

"Ich will, dass du wieder mit rein kommst." sagte Ruki und zog Kanae an sich heran.

Sein Blick dabei war so flehend, dass Kanae schon gar nicht mehr ‘nein’ sagen konnte.

"Es tut mir leid." fuhr er fort und küsste Kanae prompt.

Warum hatte Kanae plötzlich das Gefühl, dass jeden Moment der Boden unter ihren Füßen zusammenbrechen würde?

Ja, sie vermisste Ruki, auch wenn er hier bei ihr war.

Sie hatte auch keine Ahnung, wie lange sie da noch mit Ruki gestanden hatte - aber es war fast so, als wäre die Zeit stehen geblieben.

 

 

 

27

Es war in der Nacht nach Reita’s 24. Geburtstag - draußen war es schwülwarm und es regnete.

Irgendwie war es ein angenehmer Moment und wenn man sich irgendwann wieder daran erinnern würde, so könnte es vielleicht schmerzhaft sein. Vielleicht aber auch nicht.

Die Vergangenheit ist nah und doch gleichzeitig viel zu weit entfernt - es ist wie, als wolle man mit seinen bloßen Händen nach den Sternen greifen…man kann sie nicht erreichen.

"Kannst du dich noch an damals erinnern?" fragte Reita Aoi, der nur in Boxershorts bekleidet am Fenster seines Schlafzimmers stand und in die Dunkelheit starrte. Aoi hatte sich mit einer Zigarette im Mundwinkel und einem Glasaschenbecher in den Händen zu Reita umgedreht. Er sah aus, als würde er nicht wissen, wovon Reita da eigentlich redete.

"Hä?" entgegnete Aoi und steuerte auf das Bett zu.

"Wie wir uns kennen gelernt hatten, du Idiot!" reagierte Reita fast schon eingeschnappt.

Damals. Damals war die Welt noch vollkommen in Ordnung.

Heute könnte man sie regelrecht verfluchen. Aber das änderte nichts.

"Ja, du warst trotz deiner 22 Jahren ein kleiner dummer Junge, der vom Tuten und Blasen noch überhaupt keine Ahnung hatte." scherzte Aoi und lachte lautstark über seine Worte. Reita wusste, dass es nur ein Scherz war und lachte ebenfalls darüber, statt verbittert zu reagieren. Man konnte sich noch genau an die Zeit vor drei Jahren erinnern und es spielte sich wie ein Film, den man vielleicht sogar "kitschig" nennen konnte, in den Köpfen von Aoi und Reita ab.

Und man fragte sich, warum man diese Zeit nicht einfach festhalten konnte...

Der Winter sollte eigentlich vorbei sein, doch stattdessen kam er Ende Februar mit heftigen Schneeschüben zurück. Tokio war völlig dem Schneechaos verfallen und die Leute schimpften, weil ihre Autos im Schnee stecken blieben oder weil die Straßenbahn nicht von der Stelle kam, weil die Bahnschienen vereist oder zugeschneit waren. Den einzigen, den das Wetter wohl nichts auszumachen schien war Ruki - zu dieser Zeit war er gerade 21 geworden und somit erst einmal volljährig - er hatte auch erst das College beendet und war, neben der Musik, auf Jobsuche.

Ruki lief durch den Schnee, der die Gehwege verdeckt hatte und rauchte nebenbei, als plötzlich sein Handy klingelte. Verwundert sah er auf das Display und bemerkte, dass er die Nummer gar nicht kannte. Ohne weiteres ging er dennoch ran.

"Moshi, moshi." ertönte es am anderen Ende der Leitung und umso mehr verwunderte es Ruki - er kannte diese Stimme am anderen Ende überhaupt nicht.

Verwirrt schüttelte Ruki seinen Kopf und richtete seine Brille.

Ja, Ruki war bis heute Brillenträger - damals mehr, heute erledigten das Kontaktlinsen.

"Darf man fragen, mit wem ich da spreche?" fragte Ruki und blieb stehen und ihn interessierte es nicht im geringsten, dass er wohlmöglich anderen Fußgängern den Weg versperren könnte.

"Suguru Joyama. Sag bloß, du hast‘s vergessen?" entgegnete die Person, wobei es sich um einen jungen Mann handeln musste, am anderen Ende.

Ruki runzelte die Stirn und er wusste überhaupt nicht, wo hinten und vorne war.

Ja, er war verwirrt.

"Hä? Was soll ich vergessen haben?" fragte Ruki weiter und hörte es am anderen Ende der Leitung lachen.

"Du bist doch Takanori Matsumoto oder besser gesagt Ruki, oder nicht?" entgegnete der junge Mann, welcher sich als Suguru vorgestellt hatte, wieder.

Und irgendwie erweckte dieser Name in Ruki etwas. Etwas, was er wohl vergessen haben musste. Vielleicht war es aus Versehen.

"Seit einundzwanzig Jahren und das andere seit drei Jahren." antwortete Ruki.

"Okay, ich lass mich nur ungern verarschen, Kleiner! Aber was nützt es, sich darüber aufzuregen…Du hast mich in die Ginza bestellt und ich sitze hier schon seit Stunden. " reagierte Suguru regelrecht aufgebracht und stieß einen lauten Seufzer aus.

Aber umso mehr verwirrte es Ruki - bis er plötzlich eine gewischt bekam und diese wohl gleichzeitig so etwas wie ein Gedankenstoß war. Ihm fiel es wieder ein und schlug seine freie Hand vors Gesicht.

"Fuck, verdammt! Das hab ich ja total vergessen.".

"Beweg einfach deinen Arsch zur Ginza und dann ist gut." sagte Suguru schroff und Ruki hörte nur noch dieses penetrante Tuten in seinem Ohr. Ja, Suguru hatte einfach aufgelegt.

Natürlich nutzte Ruki die nächst beste und schnellste Möglichkeit um zur Ginza zu gelangen. Vermutlich handelte es sich dabei um eine dreiviertel Stunde oder gar mehr.

Ruki war es mehr als nur peinlich, als er dann endlich vor Suguru stand - einen jungen Mann von 23 Jahren und von schlanker Gestalt, kurzen glatten Haaren, die er wohl nachtschwarz gefärbt hatte. Abgesehen von seiner Frisur, die er nicht einmal hatte, könnte man von seinem Klamottenstil behaupten, ein "kleiner Punk" säße da und rauchte.

Aber Suguru oder Aoi, wie Ruki nach einer Weile herausgefunden hatte, war keineswegs ein Punk sondern ein ziemlich guter Gitarrist, der sein Instrument mit Leidenschaft spielte. Ruki lernte Aoi kennen, als er zusammen mit Uruha auf einer Geburtstagsparty eines Freundes war, der allerdings Mitglied der Band "Artia" und somit eigentlich ein Konkurrent sein sollte. Aber diese Band hatte vor, sich aufzulösen, weil die Differenzen zwischen den Interessen der einzelnen Mitglieder einfach zu groß wurden. Bei Ruki , Uruha und Reita war es ähnlich - alle drei spielten in der Band "Ma'die Kusse" und wechselten dann zu "Kar+te=zyAnose" und selbst diese Band stand jetzt vor dem Aus. Ruki kotzte es einfach nur an und wollte deshalb sein eigenes Ding zusammen mit Uruha und Reita aufstellen. Sie hatten mit Uruha einen Gitarristen, mit Reita einen Bassisten und mit Ruki einen Sänger. Aber ein Drummer und ein weiterer Gitarrist fehlte, obwohl einer gereicht hätte, und mit Aoi wäre dieser zweite sogar gefunden.

Aber woher einen Drummer nehmen?

Aoi schien der Held für dieses Problem zu sein, denn er schleppte den Drummer Yune, der ebenfalls bei "Artia" gespielt hatte, an und alles schien perfekt - eine Name für die bald neu gegründete Band lautete "Gazette".

Der Einzige, der davon noch nichts erfahren hatte, war Reita. Eine Woche war seitdem schon vergangen, seit Aoi zusammen mit Yune ihr "Ja-Wort" für "Gazette" gaben…

Es war wohl der erste schöne Tag seit langem, der Schnee war relativ schnell wieder geschmolzen und das, obwohl die Meteorologen etwas völlig anderes vorausgesagt hatten.

Jeder konnte sich mal irren…

"Du hättest mir ja auch mal was sagen können!" reagierte Reita aufgebracht, als er von Ruki erfuhr, dass heute die ersten Proben von "Gazette" beginnen würden. Reita hatte sich eine Lungenentzündung eingefangen und hatte somit nicht mal die Möglichkeit, Aoi oder Yune kennen lernen zu können. Auch jetzt war Reita noch etwas heiser, obwohl er sich relativ schnell wieder erholt hatte. Ruki war, neben Uruha, in vielem Sinne in dieser Zeit Reita’s engster Freund. Alle drei kannten sich seid der Zeit in der Band "Ma die Kusse" und wechselten zusammen über in die Band "Kar+te=zyAnose". Nur mit dem Unterschied, das sich Reita’s Eltern in dieser Zeit geschieden hatten und das Reita ziemlich mitgenommen haben soll.

Ruki merkte nichts.

Ruki sah auch nichts.

Es war wirklich Schicksal, das alles so verlief, wie es jetzt war.

"Reita, reg dich ab. Schließlich warst du krank und außerdem hat deine Mutter mich nicht zu dir gelassen, als ich dich besuchen wollte. Ich könnte mich ja anstecken, weißt du?" versuchte Ruki zu erklären, worauf Reita nur gespielt lachen musste - das hasste Ruki.

"Es gibt auch so etwas, was sich Telefon nennt." meinte Reita und zündete sich trotz seiner Heiserkeit eine Zigarette an. Ruki machte das alles wirr im Kopf, dabei hatte er doch schon genug Stress. "Reita, belassen wir es doch einfach dabei, okay? Ich habe jetzt echt keine Lust, mich mit dir zu streiten…Ich hab mir die letzte Zeit schon genug Stress gemacht, meine Eltern haben mir Stress gemacht und jetzt habe ich keine Lust auf so was. Ich will das jetzt einfach nicht und nimm es doch einfach mal so hin, wie es kommt." seufzte Ruki und nahm Reita die Zigarette weg.

"Außerdem sollst du nicht rauchen, du bist noch nicht vollkommen gesund." fuhr Ruki fort und zog intensiv an Reita’s Zigarette.

"Hat meine Mutter zu dir gesagt: ‘Taka-chan, dass du mir ja auf meinen Kleinen aufpasst!‘?" fragte Reita und lächelte etwas beschämt.

Ruki jedoch schüttelte nur seinen Kopf.

"Nein, das kommt von mir." meinte Ruki und zog wieder an der Zigarette, von der wohl dann auch genug hatte und den Rest in einem Aschenbecher ausdrückte.

"Pimpf." sagte Reita nur, der Ruki’s Treiben beobachtet hatte.

"Halt die Klappe, du Penner." grinste Ruki, der dann zu den Verstärkern steuerte.

"Außerdem, wer ist hier ein Pimpf?!" reagierte Ruki dann fast schon beleidigt und griff nach dem Mikro, welches auf einem der Verstärkern lag.

"Ich gucke niemanden dabei an." grinste Reita, während Ruki ihm nur die Zunge entgegenstreckte.

"Ich reiß dir gleich dein komisches Tuch aus dem Gesicht, dann kann jeder deine schiefe Nase sehen!" sagte Ruki und kam auf Reita zu, der sein "Nasentuch" richtig befestigt hatte . "Mein Tuch bleibt schön da, wo es ist und außerdem hab ich keine schiefe Nase.!" wurde Reita nun etwas lauter, als er und Ruki ein lautes Räuspern wahrnahmen.

Beide richteten ihre Blicke zu der mit Eierpappe bepolsterten Tür, in der Uruha mit verschränkten Armen stand.

"Ihr habt’n Knall, oder?" grinste er und trat ein Stück zur Seite. "Ihr benehmt euch wie kleine Jungs und das vor unseren Gästen?!" fuhr er fort und bat darauf Aoi und Yune in den Proberaum, den Uruha in dem Keller seines Elternhauses errichtet hatte. Zudem war Uruha auch der Lead-Gitarrist der Band, obwohl man dafür wahrscheinlich auch Aoi, weil er der älteste war, hätte nehmen können, wenn dieser es nicht von Anfang an abgelehnt hätte.

"Sag doch nicht so was." grinste Aoi, als er zusammen mit Yune den Raum betreten hatte.

"Ja, er wird sonst noch rot." fügte Yune hinzu und hörte Uruha nur auflachen.

Für Reita war es ein ungewohntes Gefühl , als er Aoi sah - nicht nur, weil es das erste Mal war, sondern eher, dass diese Begegnung wohl noch mehr bringen würde.

Bei Yune war es wiederum ganz anders, aber es war keine Abneigung.

Reita starrte Aoi an, als würde er nicht von dieser Welt kommen - dabei war er auch nur ein Mann, wie alle anderen in diesem Raum auch. Aoi bekam es nicht wirklich mit, weil dieser sich mit Ruki unterhielt und darüber lachte, wie blöd Ruki sich doch anstellte, als Aoi ihn angerufen hatte. Er lachte darüber, dass Ruki wohl so viel Mumm hatte, eine eigene Band zu gründen - er hätte es einem so "kleinen" Mann nie zugetraut.

"Und das ist Reita." sagte Ruki dann und deutete mit dem Finger auf Reita, welcher allerdings weniger bei der Sache war, als die anderen.

"Nett." meinte Aoi nur grinsend und entblößte somit die kleine Zahnlücke seiner vorderen Zähne, die sehr gepflegt und weiß waren.

Er reichte Reita seine Hand und irgendwie starrte er Aoi immer noch an, als Ruki ihm dann seinen Ellenbogen die die rechte Seite rammte.

"Entschuldigung." stotterte Reita und reichte Aoi nun seine Hand.

"Auf ein frohes Schaffen." fuhr er fort und sah dann auch schon zu, dass er hinter seiner Bassgitarre verschwand.

"Ich glaub, er mag dich." grinste Ruki, der mit dem Kabel des Mikros spielte.

Allerdings fand Aoi Ruki’s Worte mehr als nur übertrieben. Er runzelte nur die Stirn.

"Er kennt mich nicht mal und ich kenn auch ihn nicht. Wie soll er mich denn da schon mögen?" entgegnete Aoi lediglich und warf dabei einen prüfenden Blick auf Reita, welcher gerade mit seiner Bassgitarre beschäftigt war.

Ruki grinste wieder. "Ich hab da so’n Gefühl und außerdem kenne ich Reita schon’ne ganze Weile. Ich weiß wie er tickt."

Für Aoi klang das alles immer noch übertrieben, fast schon maßlos. Aber Ruki’s Worte gingen dem Gitarristen seither auch nicht mehr aus dem Kopf - er schleppte sie ein ganzes Jahr mit sich rum. Und wahrscheinlich hatte Ruki sogar recht.

Ja, er hatte Recht und anders konnte es gar nicht sein.

Obwohl diese Zeit eigentlich noch viel zu kurz war, um sich richtig kennen zu lernen, so waren Reita und Aoi relativ schnell unzertrennlich. Sie waren sehr gut miteinander befreundet, alberten miteinander rum und hatten einfach nur Spaß und Leidenschaft daran, Musik zu machen.

Musik, ja das war ein Teil dieses unsichtbaren Bandes, das die beiden miteinander verband. Mittlerweile war es auch so, dass die fünf Jungs von "Gazette" einen Plattenvertrag bei Matina bekommen hatten und ihre erste Single mit dem Titel "Wakaremichi", sowie die VHS ‘ "SENCHIMENTARU VIDEO" und "Sentimental Onigokko" herausgebracht hatten. Im Oktober kamen dann zwei weitere Singles unter dem Titel "Kichiku Kyoushi - Dokushin 32-sai Dokushin - no nousatsu kouza", "Gozen 0-ji no torauma RAJIO" und eine VHS’ mit den Titel "titre non défini" heraus . Bald darauf folgte ihr erstes One-Man Konzert. Doch nach einigen Interviews, Photoshootings und Autogrammstunden kam auch der erste Stress in der Band - angezettelt von Yune. Er war kein schlechter Drummer und er war auch immer freundlich zu allen, aber wenn ihm einiges über den Kopf stieg, dann verlor er manchmal die Kontrolle über sich selbst. Er hielt anscheinend den momentanen Druck nicht aus, den die Band durchlebte.

Aber heutzutage hatte es keine Newcomerband in Japan leicht.

"Ich hab keinen Bock mehr auf die Scheiße, ganz ehrlich! Alle richten sich nach Uruha und dir oder eben nach den anderen beiden. Aber nach meiner Meinung wird nicht gefragt, oder was?! Stimmt ja, ich bin ja auch bloß ein Drummer. Ich muss ja auch für alles Zeit haben, ne?!" wurde Yune laut, als es um die Termine für Photoshootings bei der Zeitschrift "SHOXX" ging. Ruki verleierte genervt die Augen.

"Yune, so läuft das Geschäft nun mal. Du bist dreiundzwanzig und kein kleines Kind mehr, dass seine Mutter um Erlaubnis fragen muss. Reiß dich gefälligst ein bisschen zusammen und hör auf so’nen Müll zu erzählen von wegen, wir würden dich nicht nach deiner Meinung fragen." zischte Ruki und zündete sich mittlerweile die fünfte Zigarette infolge an.

"Ach, Mr.Tuniggut, Sie müssen es ja besser wissen, stimmt’s? Nur weil du ein bisschen singen kannst und deswegen Frontmann geworden bist, musst du deine Nase nicht gleich sonst’e wie hoch tragen. Wachs erst einmal noch’n Stück!" Yune schrie Ruki regelrecht an und genau das war eine Sache, die Ruki hasste - ja, hassen war das richtige Wort dafür. Und natürlich verletzten Yune’s Worte ihn irgendwie immer wieder aufs Neue, auch wenn er sich hinter her immer bei Ruki entschuldigte.

"Reita, muss ich mir so etwas anhören?" Ruki sah Reita, der unmittelbar hinter ihm saß und einen neuen Songtext von Ruki durchstudierte, abwartend an. Reita bekam zuerst gar nicht mit, was Ruki da eigentlich von ihm wollte, obwohl Reita die ganze Streiterei von Ruki und Yune miterlebt hatte.

"Erst den ganz Großen markieren und dann ganz klein mit Hut werden. Was für’n Frontmann bist du eigentlich?! Aber ich wusste von Anfang an, dass du zu nichts zu gebrauchen bist und da ist es mir egal, was Aoi gesagt hat. Er hat dich ja regelrecht in den Himmel gelobt, aber ich lache darüber." Yune wirkte fast schon schadenfroh, als er dass sagte. Doch Ruki machte es wütend und nun bekam Reita genug mit. So etwas brauchte Ruki sich nun wirklich nicht anhören.

"Halt endlich deine Klappe, ja?! Ruki hat’s wohl mehr drauf, als du hinterm Schlagzeug." fuhr Reita dazwischen und packte den Songtext von Uruha auf den Stuhl, auf dem er gesessen hatte. "Niemand macht hier so’n Stress, nur du. Niemand beschwert sich über einen vollen Terminkalender, nur du. Niemand beschwert sich über Interviews, die mal länger als geplant gehen, nur du. Und langsam hab ich das dumme Gefühl, du versuchst uns auseinander zu bringen. Aoi hat sich prima angepasst, nur du hast immer noch deine Schwierigkeiten dabei und das belastet dich. Du bist eifersüchtig auf ihn, so läuft doch das Spiel!" man erkannte Reita in diesen Moment nicht wieder - sonst ließ er die Dinge so, wie sie sind, wenn es jemand sagte. Aber in diesem Moment dachte man, er wolle Yune in Grund und Boden stampfen. Es war ja nicht nur das, dass Reita einer von denen war, die nicht so viel redeten, sondern weil er nie so war.

Er war nie so aufgebracht oder je richtig laut geworden.

Er hatte auch nie jemanden angeschrieen, egal ob er nun wütend war oder traurig.

Vielleicht war es auch nur die Wut über die Scheidung seiner Eltern, die sich all die Jahre in ihm gestaut hatte und jetzt herausgelassen werden musste, bevor Reita zu platzen drohte. Ja, er fraß diese Wut regelrecht in sich hinein und wartete den richtigen Zeitpunkt ab, um diese Wut endlich rauslassen zu können - und in Wirklichkeit ist Reita gar nicht so schwach, wie er für andere vielleicht rüberkommen mag. Er ist auch kein dummer Junge, wie Aoi ihn manchmal nannte, wenn er ihn aus Spaß aufzog.

"Ja klar, du kleine Schwuchtel. Jeder weiß doch, dass du dich in Aoi verknallt hast. Du klebst ihm wie eine Klette am Arsch und merkst es nicht mal. Du tust mir echt leid, Kleiner." Yune lachte Reita regelrecht aus. Aber niemand hatte Reita bisher als eine Schwuchtel bezeichnet und umso wütender wurde Reita.

"Geh doch deine Mutter ficken, du mieses Arschloch!".

Ja, Reita schrie ihn Yune an - Reita schrie, als hätte er noch nie geschrieen. Und er hatte sich auf Yune gestürzt, wie eine Hyäne auf ihre Beute. Yune jedoch grinste nur schadenfroh, als Reita über ihn gekniet hatte. Ruki hingegen hatte plötzlich Angst, er hatte Angst vor Reita und vor der Situation, in der er sich gerade befand.

War es nicht eigentlich Ruki, mit dem sich Yune die ganze Zeit über gestritten hatte? Dieser Streit war eskaliert, weil Ruki nach mentaler Unterstützung suchte.

"Jetzt hört endlich auf!" brüllte Ruki die beiden an, doch irgendwie gingen seine Worte unter. Er wollte dazwischen gehen, aber nicht allein - da war er es, der zu schwach war.

"Getroffene Hunde bellen bekanntlich und dann bist du auch noch so feige und gibst es nicht mal zu." zischte Yune nun und rammte sein rechtes Knie mit voller Wucht in Reita’s Schritt. Vor Schmerzen aufschreiend krümmte Reita sich, er wollte sich zusammenkauern, wenn es jetzt nicht Yune gewesen wäre, der da nun über ihn kniete und ihn unsanft an den Schultern gepackt hatte.

"Du bist das mieseste Arschloch, dem ich je begegnet bin. Warum haben sie so was wie dich überhaupt angeschleppt?!" krächzte Reita regelrecht.

"Tja, das kommt wohl davon, wenn man sich in die Sachen anderer Leute einmischt." lachte Yune an Reita’s Hals - er glich einem Tier, welches seine Beute zerreißen wollte.

Er war wie ein Irrer, den man wohl in seiner Zwangsajacke hätte lassen sollen.

Alles war wie ein schlechter Film, nur die unerträglichen Schmerzen, die Reita empfand, die ihn paralysierten , machten das alles wieder zur Wirklichkeit.

"Geh endlich runter, oder findest du’s geil, wenn sich jemand unter dir vor Schmerzen kaum bewegen kann?!" krächzte Reita, der Yune eigentlich von sich runterstoßen wollte, wenn er nicht plötzlich Yune’s rechte Faust im Gesicht spürte und er sich dabei ungewollt auf die Unterlippe gebissen hatte.

"Sorry, mir ist die Hand ausgerutscht." grinste Yune.

Da stellt man sich doch glatt die Frage: Warum kann ein Mensch nur so sein?

Yune wirkte regelrecht hassdurchtrieben, dass man es gar nicht glauben konnte.

Reita wollte es nicht glauben, er wollte es nicht spüren.

"Die Frage geht an dich und ich wette mit dir, dass du Aoi lieber auf dir sitzen hättest." fuhr Yune fort und musterte Reita.

Reita lachte auf. "Vielleicht bist du ja derjenige, der in ihn verknallt ist und sich tief in seinem Innern wünscht, richtig von ihm durchgevögelt zu werden. Aber wiederum stelle ich mir gerade die tiefsinnige Frage, ob jemand wie du überhaupt Empfindungen hat?!"

Erneut spürte Reita Yune’s Faust im Gesicht, doch dieses mal von links und alles wurde durch diesen Schmerz immer unerträglicher. Und erneut hatte sich Reita dabei auf die Unterlippe gebissen. Er schmeckte deutlich das bittersüße Blut auf seiner Zunge und wie es sich allmälig in seinem Mund ansammelte, es Reita zum Würgen brachte.

Ihm tat alles weh und er schrie auf, konnte es nicht mehr aufhalten.

"Jetzt nimm endlich deine Pfoten von Reita!" ertönte es im Proberaum - mittlerweile waren Stühle umgekippt und es hinterließ den Eindruck von einem einzigen Chaos.

Yune hob seinen Kopf und blickte in die Gesichter von Ruki, Uruha und Aoi. Alle drei hatten sich dann auf Yune gestürzt und diesen von Reita losgerissen.

"Schafft seine Visage bloß aus meinem Blickfeld, bevor ich mich vergesse!" krächzte Reita, der sich nun wirklich am Boden krümmte und nur noch das laute Knallen der Tür wahrnahm. Genauso wie das hastige Atmen und die Schritte, die sich ihm vorsichtig näherten. Als Reita es dann geschafft hatte, einen Blick zur Tür zu werfen, so sah er kopfüber Aoi dort stehen.

"Vergiss ihn." meinte Aoi nur und kam auf Reita zu, dem er mühevoll wieder zum Aufrichten half, sodass Reita nun auf dem Boden zwischen drei umgekippten Stühlen saß.

Reita’s alleiniger Anblick war ein Schmerz für sich - überall klebte Blut. Blut, welches von seinen Mundwinkeln hinablief . Blut welches aus seiner Nase lief.

"Er ist draußen." sagte Aoi dann und reichte Reita eine Packung Zellstofftaschentücher. Einige von den Tüchern zerriss Reita und stopfte sich die zusammengerollten Fetzen in die Nase. Es ergab einen amüsanten Anblick, der Aoi ein sanftes Lächeln auf die Lippen zauberte. Reita wollte ebenfalls über seinen eigenen Anblick lachen, den er sich lediglich nur bildlich vorstellen konnte, aber stattdessen rannen ihm Tränen unaufhaltsam über die Wangen, die sich an seinem Mundwinkeln mit dem Blut vermischten und vom Kinn tropften. Es hinterließ hässlich rotbraune Flecken auf seinem kakifarbenen kragenlosen Pullover. "Scheiße!" fluchte er, aber es war nicht die Tatsache über die Flecken auf seinem Pullover. Es war eher die Tatsache, dass er vor Aoi heulte - er wollte nie vor jemandem einfach so losheulen, auch wenn es nicht mehr anders ging.

"Es ist in Ordnung." meinte Aoi und berührte vorsichtig mit seinen Händen Reita’s Schultern.

"Nichts ist in Ordnung." wimmerte Reita und wischte sich mit einem Taschentuch das Blut vom Mund und vom Kinn. "Erst bin ich eine Schwuchtel, dann haut mir dieses Arschloch sein Knie in die Eier und dann lass ich mich auch noch von ihm schlagen! Die Krönung ist ja, dass ich auch noch wie ein Mädchen rumheule." lachte Reita und spottete eigentlich über sich selbst. "Vielleicht bin ich ja wirklich’ne Schwuchtel. Vielleicht bin ich wirklich dieser dumme Junge, von dem du immer redest." fuhr Reita fort und spürte dann nur, wie Aoi sein Gesicht vorsichtig zwischen seine Hände nahm und sich vor Reita wie vor einem Kind hockte.

"Jetzt fang nicht an, dich selber runter zumachen. Oder ich scheuer dir zusätzlich eine, Reita." fuhr Aoi ihn schon regelrecht an, dabei machte er sich so seine Gedanken - er hatte sich in dem ganzen Jahr in vielerlei Hinsicht Gedanken um Reita gemacht und das, was Ruki damals sagte.

"Denkst du etwa, ich lache dich aus, nur weil du heulst? Denkst du das wirklich?" fragte Aoi dann und sah Reita dabei direkt in die Augen - ja, Reita hatte wirklich schöne Augen. Sie waren immer so klar wie die eines Kindes und seine natürliche Augenfarbe erschien mehr als nur einmalig. Es waren immer die kleinen Details die einem anfangen aufzufallen, wenn man etwas für denjenigen empfand.

"Ich will nicht schwach sein. Ich will kein dummer Junge sein. Ich will keine Hilfe von anderen, ich muss das alleine durchstehen können. Dazu brauch ich weder dich, noch Ruki oder Uruha, noch sonst irgendjemanden." schluchzte Reita los, rieb sich dabei verzweifelt die Tränen aus den Augen.

"Du bist ein Egoist." seufzte Aoi und wischte mit der rechten Hand Reita’s Tränen von den Wangen.

"Dann bin ich egoistisch, dass kann dir doch egal sein!" zischte Reita .

"Sei doch endlich still, du dummer Idiot!" konterte Aoi und merkte dann nur, wie Reita versuchte ihn von sich zu stoßen, wenn Aoi nicht plötzlich Reita’s blutige Lippen mit seinem Mund berührte. Das Blut benetzte Aoi’s Lippen und nun spürte auch er diesen bittersüßen Geschmack auf der Zunge.

Aber warum tat er das auf einmal?

Wollte er Reita lediglich zum Schweigen bringen?

Vorsichtig lösten sich beide Lippen voneinander - Reita sahen aneinander an wie Fremde.

"Du bist mies. Du bist ein richtig mieses Arschloch, Aoi. Wärst du eine Frau gewesen, würde ich mich ja jetzt nicht beschweren. Aber du bist ein Kerl und ich bin garantiert nicht schwul, oder so. Also vergiss es!" fuhr Reita Aoi an, stieß ihn aber nicht von sich, sondern lächelte ihm nur schadenfroh ins Gesicht.

Nein, irgendetwas war falsch. Reita reagierte damals nicht so - er war einfach aufgestanden und weggelaufen. Aber er hatte nie so etwas zu Aoi gesagt, sie hatten es nie wieder angesprochen, sondern einfach in Vergessenheit gebracht und so weitergemacht, wie bisher. "Du siehst aus, als wärst du einem Geist begegnet." grinste Reita immer noch schadenfroh.

Aoi sah Reita erschrocken an und plötzlich spürte er tief in seinem Innern nur eine dunkle Leere. Damals ignorierte Aoi dieses Gefühl, nachdem Reita einfach abgehauen war. Heute konnte er sagen, dass er sich nach Reita sehnte - ja, Reita konnte diese Leere ausfüllen. Aber Reita war plötzlich verschwunden, als hätte er sich in Luft aufgelöst.

Doch plötzlich hörte Aoi nur einen lauten Knall hinter der Tür, die plötzlich aufgeflogen war. Aoi’s Herz raste plötzlich und es schmerzte schon regelrecht.

Er hatte dan lediglich nur einen Schatten in der Tür stehen sehen und doch erkannte Aoi, dass es wieder Reita war, welcher ihn nun mit vollkommen in Tränen aufgelösten Augen anstarrte. Am liebsten hätte Aoi ihn an sich gerissen.

"Ich habe Schmerzen, Aoi." schluchzte Reita und bewegte sich auf Aoi zu, bis er vor ihm auf die Knie fiel. "Ich weiß nicht, warum ich diese Schmerzen habe." fuhr Reita fort und streckte seine Arme, wie ein Kind nach seiner Mutter, nach Aoi aus - und nun war Aoi es, der weinte. "Was ist das hier eigentlich?! Ich fühle mich wie in einen schlechten Film versetzt!" reagierte Aoi dennoch aufgebracht. Reita lachte nur über diese Worte und kroch auf allen Vieren zu Aoi, den er dann prompt an sich gerissen hatte.

"Ich zeige dir meine Schmerzen, ja? Wir teilen sie dann und dann kann uns keiner mehr trennen." Reita glich plötzlich einem Irren und Aoi hatte Angst. Er hatte wirklich Angst und wollte schreien, einfach nur schreien - laut und das es jeder hören konnte.

Aber ihm fehlte die Luft dazu und war wie festgenagelt, als er spürte, dass Reita ihm etwas gegen die Brust drückte.

Ja, jetzt merkte Aoi, dass das hier nicht mehr real sein konnte.

Es war ein wahrer Anfang, der aber ein falsches Ende hatte…

"Reita, was soll das?" stotterte Aoi als er sah, dass Reita ihm plötzlich eine Pistole gegen die Brust drückte. Es war krankhaft und irre.

"Ich liebe dich." flüsterte Reita Aoi ins Ohr bevor er abgedrückt hatte.

 

"Reita!!!"

 

Aoi rannen Tränen über die Wangen, als der plötzliche Schmerz in seiner Brust und die Tatsache, dass er laut Reita’s Namen geschrieen hatte, ihn schreckhaft aufwachen ließen.

Schweißperlen standen ihm auf der Stirn und Aoi zitterte am ganzen Körper, obwohl ihm überhaupt nicht kalt war. Er hatte die Nachttischlampe eingeschaltet und sich das Gesicht gerieben, als plötzlich jemand die Tür aufgerissen hatte.

Im ersten Moment erkannte Aoi nicht, wer da überhaupt stand.

Vielleicht wollte er es auch gar nicht, weil es vielleicht nur eine Einbildung war.

Doch nach und nach erkannte Aoi, dass Reita plötzlich in seinem Zimmer stand und auf einmal schossen Aoi noch mehr Tränen in die Augen.

"Du hast geschrieen, als wollte dich jemand umbringen." sagte Reita.

Er begriff selbst nicht, als er Aoi’s Zimmertür schloss, warum er überhaupt hier war.

Er begriff nicht, warum er hier hergekommen war.

Vielleicht, weil er Aoi seinen Namen geschrieen hatte?

Irgendetwas hatte ihn hier her getrieben.

Es war Sehnsucht…

 

"Vielleicht war es ja auch so." meinte Aoi, der seinen Tränenausbruch in den Griff gekriegt hatte. Reita lachte nur gespielt und wollte eigentlich wieder gehen, obwohl er gerade erst gekommen war.

"Von mir bekommst du kein Mitleid." meinte er dann und bemerkte, dass Kanae gar nicht mehr hier war.

"Wo ist Kanae?" fragte er dann auch schon.

Warum interessierte ihn das?

Es war doch eigentlich egal, ob sie nun hier war oder nicht.

"Sicherlich schläft sie auf der Couch oder sie hat es geschafft, Ruki wieder ruhig zu stellen." antwortete Aoi und beobachtete Reita, der wieder zur Tür ging und auch schon die Klinke in die Hand nahm. "Da es ja nichts Schlimmes war, kann ich ja auch wieder beruhigt schlafen gehen." meinte er nur und öffnete die Tür.

"Wieso bist du dann erst hergekommen?" fragte Aoi, der plötzlich hinter Reita stand und mit einer Hand die Tür zudrückte.

"Keine Ahnung. Ist ja eigentlich auch egal...". Reite hatte es gesagt, ohne sich zu Aoi umzudrehen.

"…ich werde jetzt wieder ins Bett gehen." fuhr Reita dann fort, im Versuch, die Tür zu öffnen. Aber klar wurde ihm dann auch, dass Aoi nun alles daran setzen würde, ihn nicht gehen zulassen. "…du hast mich umgebracht, einfach so. Du warst wie ein Irrer und ich hatte sogar Angst vor dir. Ich hatte Angst vor diesem Reita, dem ich dort begegnet bin." begann Aoi und drehte Reita mit einem Ruck in seine Richtung, hatte ihn anschließend gegen die Tür gedrückt.

"Was erzählst du da für einen Unsinn? Ich will so was doch gar nicht hören, kapiert?!" zischte Reita nur und wollte Aoi von sich wegstoßen, doch dieser küsste ihn plötzlich und Reita bekam mit einem Mal weiche Knie - er hatte das Gefühl, gleich zusammenzubrechen.

"Doch, du hörst mir jetzt zu, Reita! Wenigstens jetzt, danach kannst du tun und lassen was du willst…Ich werde dich an nichts hindern." meinte Aoi, als er von Reita abgelassen hatte. "Du meinst, dann würde ich dir eventuell verzeihen?" fragte Reita und senkte dabei seinen Kopf. Auf eine Antwort konnte er noch lange warten.

"Zu beginn war es ein Traum…eine widergespiegelte Erinnerung, die sich dann aber ganz schnell in einen Alptraum verwandelt hatte. Du sagtest noch ´Ich liebe dich´ und dann hast du mich abgeknallt. Ich spüre jetzt noch diesen Schmerz in meiner Brust. Vielleicht ist es aber nur eine Einbildung. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich einfach nicht mehr von dir loskomme. Vielleicht, weil ich Sehnsucht habe." versuchte Aoi zu erklären, auch wenn er das dumpfe Gefühl hatte, dass es Reita gar nicht zu interessieren schien.

Reita hob seinen Kopf und sah direkt in Aoi’s glasige Augen - zu sehr wünschte er sich, dass das ganze Theater endlich vorbei ist.

Es war so grausam, dass es kaum noch auszuhalten war.

"Das klingt alles so abgedroschen, Aoi. Was erhoffst du dir davon?". Reita hatte Aoi dann einfach nur angesehen. Aber seine Frage war berechtigt. Was erhoffte sich Aoi davon.

"…ich will dich wieder haben." sagte Aoi leise und ließ seinen Kopf auf Reita’s Brust sinken, während er ihn dabei fest an den Schultern gepackt hatte. Danach sank er einfach nur auf die Knie und seine Hände glitten zu Reita’s Hüften, die er fest umklammerte.

"Ich will, dass das dieser Wahnsinn endlich aufhört, verstehst du? Können wir einander nicht endlich verzeihen? Können wir nicht wieder von vorne anfangen?".

Aoi schluchzte bereits und auch Reita würde seine Tränen bald nicht mehr verstecken können. Vielleicht würde Reita sich sogar breit schlagen lassen.

Aber stellte Aoi sich das alles nicht viel zu einfach vor?

Vielleicht hatte er auch nur Verlustängste…

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update: 18-Feb-2008  
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